Geschrieben von: Wiesbadener Kurier
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Dienstag, den 24. Februar 2015 um 12:33 Uhr |
Anlässlich des Tages der offenen Tür informierte die Rheingauschule über die Konzeption und Weiterentwicklung von G8. In einer Gesamtkonferenz am 2. Juli 2014 hatte das Kollegium der Rheingauschule sich bei der Abstimmung über G8 oder G9 für die nächsten Jahre in deutlicher Mehrheit von über zwei Dritteln für den Verbleib bei G8 entschieden.
Mehrere Gründe sprächen dafür. Einer davon ist die erhöhte Stundenzuweisung im Rahmen von G8 in den Jahrgangsstufen 5-9, die wiederum die Basis und Voraussetzung für den Erhalt bzw. Ausbau der freiwilligen Nachmittagsbetreuung bildet. Dies betrifft in besonderer Weise auch die zusätzlich geplante Einrichtung einer Ganztagsklasse für die Jahrgänge 5 und 6, die ab dem Schuljahr 2015/16 eingeführt wird.
Ergänzendes Angebot Wegen der im Rheingau bereits ausgebauten G9-Strukturen in den beiden anderen Gymnasien und der geplanten Gesamtschule sowie den vorhandenen Realschulen ist man an der Rheingauschule überzeugt, dass hier G8 für Schüler und Eltern ein ergänzendes Angebot und eine echte Alternative darstellt. Dieser etwas schnellere Weg zum Abitur, spreche insbesondere leistungsstarke Schüler an und könne von gymnasial geeigneten Schülern bewältigt werden.
Starker Zulauf zur Oberstufe Auch die zuvor befürchtete starke Reduzierung der Schülerzahl durch G8 und die Gefährdung der Rheingauschule dadurch sei unbegründet, verlautbart die Schulleitung. Dies beweisen der starke Zulauf in der Oberstufe (Zugang von bis zu 40 Realschülern jährlich) und die gesicherte Kooperation mit der Nachbarschule.
Bei einer Rückkehr zu G9 würde die schuleigene Mensa keine wirtschaftliche Auslastung erfahren. Zudem hätte die Umstellung nach fünf Jahren zur Folge, dass keine E-Klasse eingerichtet und somit Realschüler nicht mehr an die Rheingauschule wechseln könnten. Schulleiter Karl-Heinz Drollinger ist überzeugt, dass durch die Festlegung im Schulentwicklungsplan trotz sinkender Schülerzahlen im Rheingau, die an ein Gymnasium wechseln, der Schulbestand gesichert ist und genügend Schüler in den kommenden Jahren die Rheingauschule besuchen.
Wiesbadener Kurier vom 24.2.2015
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Geschrieben von: Wiesbadener Kurier
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Montag, den 23. Februar 2015 um 09:16 Uhr |
Schwungvoll ging es in den Tag der offenen Tür der Rheingauschule. In die richtige Stimmung versetzten die Musikensembles die Besucher in der Aula zum Auftakt der Rundgänge. Auch in diesem Jahr gab die Rheingauschule angehenden Fünftklässlern und deren Eltern Gelegenheit das älteste Traditionsgymnasium im Rheingau näher kennenzulernen.
„Unsere Schule feiert in diesem Jahr ihren 170. Geburtstag.“ Aufmerksam folgten die Besucher den Erläuterungen von Schulleiter Karl-Heinz Drollinger, der einen Überblick über die Schullandschaft gab. Mit über 70 Lehrkräften und etwa 1000 Schülern in mehreren Gebäuden stelle das kommende Schuljahr für die Neuzugänge eine kleine Herausforderung dar. „Alles wird für euch größer, aber das kriegt man sehr schnell hin“, versicherte der Schulleiter. Das Einzugsgebiet der Schüler reicht von Walluf, über Schlangenbad, bis Lorch, Kaub und St. Goar.
Drollinger wies auf das vielfältige Fremdsprachenangebot hin, das neben Englisch die Fächer Latein, Französisch und Spanisch zur Auswahl stelle. Auch sportlich sei man auf dem neuesten Stand: „Seht euch unsere sanierte Halle an und probiert unsere Kletterwand aus.“ Auch im musischen Bereich läge ein großer Schwerpunkt; wer ein Instrument lernen möchte, wie Geige, Bratsche oder Cello, sei hier an der richtigen Stelle. Die Naturwissenschaften hob der Schulleiter heraus und berichtete stolz vom Erfolg bei Jugend forscht. Zehn Preise habe man dort beim letzten Wettbewerb abgeräumt. Vielfältige Förderprogramme zeichneten das Gymnasium genauso aus, wie die berufsbegleitenden Maßnahmen ab Klasse neun bis zum Abitur.
Eltern, die nicht sicher seien ob für ihr Kind ein Gymnasium infrage komme, gab er mit auf den Weg: „Halten Sie sich an die Gutachten der Grundschulen, Bildungswege sind nie verbaut.“ Drollinger lobte die hervorragenden Integrationsmodelle zwischen der eigenen und den Realschulen Eltville und Rüdesheim. Auch zukünftig werde man eng mit der neuen Gesamtschule Rüdesheim zusammenarbeiten. Wie gut der Übergang von der Realschule zum Gymnasium klappt, darüber konnten sich Schüler der zehnten Abgangsklasse informieren. Janette, Michelle und Lena haben im vergangenen Schuljahr den Schritt gewagt und nicht bereut. Sie loben die gute Betreuung und die tolle Unterstützung durch die Fachlehrer. „Hier lernt man zu arbeiten und am Stoff dran zu bleiben.“
Frisch gekochtes Mittagessen Auch die Nachmittagsbetreuung, die von montags bis freitags zwischen 13 und 15.15 Uhr angeboten wird, ist gut aufgestellt. Nach einem frisch gekochten Mittagessen in der Mensa kann man gestärkt unter fachlicher Betreuung von Elisabeth Oischinger und Christel Trautmann die Hausaufgaben machen und Förderkurse oder AGs besuchen.
Viel Interesse gab es am neuen Angebot der Ganztagsklasse ab Sommer 2015. Hier werden die Schüler jeweils einer 5. und 6. Klasse von Schulbeginn bis 16 Uhr betreut. Neben Fachunterricht spielen Lernzeiten, Mittagessen, auch Bewegungs- und Entspannungsphasen eine Rolle. Ob Schnupperunterricht, Lerntypen-Projekt, Geschichte zum Mitmachen bei Höhlenmalerei oder dem Bestaunen der Kunstprojekte im Modellbau „Kiosk der Zukunft“, für Schüler wie Eltern bedeutete der Tag an der Rheingauschule vielseitige Information, Spannung und Spaß.
Wiesbadener Kurier vom 23.2.2015 |
Geschrieben von: Rheingau-Echo
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Samstag, den 21. Februar 2015 um 10:29 Uhr |
Rheingauschule wurde erneut mit dem Schulpreis bei „Jugend forscht“ ausgezeichnet.
Zur sprichwörtlichen „Sternstunde“ für den naturwissenschaftlichen Fachbereich der Rheingauschule wurde die Preisverleihung von „Jugend forscht – Schüler experimentieren“: die Urkunde mit silbernen Sternen wurde dem Geisenheimer Gymnasium zehnmal verliehen. Mit insgesamt sieben Projekten aus nahezu allen Wettbewerbssparten traten am vergangenen Samstag, 13 Schüler der Rheingauschule bei dem Regionalwettbewerb an.
Die Projektbetreuerinnen, Angelika Kramb, Kirsten Flaschel und Melanie Schopper, hatten die jungen Forscher zum Industriepark „Kalle Albrecht“ in Biebrich begleitet und freuten sich riesig mit den Schülern, dass man im Jahr des 50. Jubiläums des Wettbewerbes nicht nur die insgesamt zehn Preise mitnehmen konnte, sondern das das älteste Gymnasium im Rheingau auch erneut den mit 1000 Euro dotierten Schulpreis gewann.
An selbstgestalteten Informationsständen hatten die Schüler auf dem Industrieparkgelände des Patenunternehmens „infraserv“ zwei Fachjurys aus Schule, Wirtschaft und Wissenschaft und einem interessierten Publikum aus Eltern, Freunden, Lehrern und Presse ihre einzelnen Projekte vorgestellt und Rede und Antwort gestanden. Die ersten Preise, die nach dem langen und spannenden Tag verliehen wurden, sicherten sich dann zwei Teams in der Sparte „Arbeitswelt“. Hier gewannen die Jungforscherinnen Mara Kuschnereit und Angelina Müller aus der 7. Klasse mit ihrem Projekt „Kartoffeln gegen Milch: Welcher Kleber hält am besten“ den 3. Platz. Die beiden Mädchen hatten in ihrem Projekt die Klebedauer von zwei umweltfreundlichen und nur aus natürlichen Bestandteilen hergestellten Klebstoffen aus Kartoffelstärke und einem Milch-Zitrone-Essig-Backpulvergemisch untersucht.
Den 2. Platz belegten die Schüler Ben Swidersky, Lucas Eisenbarth und Simon Weyhofen aus der 6. Klasse mit ihrem Projekt „Test von nichtmedizinischen konzentrationsfördernden Mitteln“ und hatten Cola, Dextro energen, Ananassaft, Studentenfutter und Ginkotee im Selbstversuch getestet. Das Trio erhielt außerdem den Sonderpreis „Innovative Projekte“. Denn sie beschäftigten sich in ihrer Arbeit, die als Studie in der eigenen Klasse angelegt war, mit der konzentrationsfördernden Wirkung, um auch herauszufinden, inwiefern sich diese als Verkaufsschlager für den Schulkiosk eignen könnten.
Mit dem 1. Platz in der Sparte „Biologie“ wurden die Sieger Ben Streit und Johann Kratz aus der 6. Klasse für ihr Projekt „Können Federn den Luftwiderstand von Autos verringern“ sogar doppelt geehrt, denn sie bekamen außerdem den Sonderpreis „Umwelttechnik“. Ben und Johann konnten sich gegen neun weitere Mitbewerber in der am stärksten besetzten Sparte des Wettbewerbes durchsetzen, weil sie bewiesen, dass das Bekleben eines Modellautos mit Deckfedern den Luftwiderstand im selbstgebastelten Windkanal verringern kann.
Die Schüler Niels Theis und Keke Küvers aus der 7. und 8. Klasse gewannen mit ihrem Projekt „Nachweis von Kupferionen im Boden aus dem Rheingau“ den 3. Platz in der Sparte „Chemie“. Die Schüler untersuchten an Hand von drei Bodenproben aus biologischem und konventionellem Weinbau sowie aus dem Wald, wie viel gelöstes Kupfer sich im Boden befindet und ob die Winzer im Rheingau möglicherweise zu viel Kupfer zur Schädlingsbekämpfung verwenden.
In der Sparte „Technik“ sicherte sich der Schüler Aran Melhuish aus der 7. Klasse mit seinem Projekt „Der bessere Spaten“ auch den 3. Platz. Aran hatte sich bei der heimischen Gartenarbeit zu seinem Projekt inspirieren lassen und einen Spaten gebaut, der durch Vibration leichter in den Boden eindringt als ein vergleichbares Modell ohne Vibration.
In der Sparte „Mathematik/Informatik“ hatten die Rheingauschüler Vincent Kubach und Anaïs Lang aus der 6. Klasse die Jury auch in doppelter Hinsicht überzeugt: sie belegten nicht nur den 3. Platz, sondern erhielten am Ende für ihr Projekt „Natürliche Sonnenanbeter – eine Idee für sich drehende Solarzellen“ auch noch den Sonderpreis „Kalle Albrecht“. Die beiden Schüler untersuchten in ihrer Forschungsarbeit den Winkel zwischen Stängel und Blattstiel im Tagesverlauf, um hieraus geeignete Winkel zur Ausrichtung von Solarzellen ableiten zu können. Damit hatten sie sich gegen alle anderen 22 Projekte aus der Juniorsparte des „Jugend forscht Wettbewerbes“ durchsetzen.
Im Anschluss an die Verleihung der Preise aus dem Bereich „Schüler experimentieren“ wurden dann die Preise des Wettbewerbes „Jugend forscht“ für die Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren vergeben. Hier überzeugte die Jury die Arbeit von Aaron Steinheimer aus der 10. Klasse. Sein „Rheincheck 254“ wurde mit dem Sonderpreis „Bestes interdisziplinäres Projekt“ ausgezeichnet. Der Schüler hatte an Hand von ausgewählten biotischen und abiotischen Faktoren, denen er mit chemischen und biologischen Untersuchungsmethoden nachging, die Qualität des Rheinwassers untersucht. Damit qualifizierte er sich automatisch für die Teilnahme am Landeswettbewerb in Darmstadt, der Mitte März stattfinden wird.
Als Würdigung für die engagierte Projektbetreuung erhielten auch die Projektbetreuer eine Anerkennungsurkunde. Und dann kam die ganz große Überraschung: nach dem Sieg im letzten Jahr ging der Schulpreis 2015 Bereich Hessen West, der bei allen 84 Regionalwettbewerben jeweils einmal verliehen wird, erneut an die Rheingauschule. Damit setzte sich das Geisenheimer Gymnasium gegen insgesamt 13 Schulen aus Wiesbaden, Rüsselsheim, Idstein, Hofheim, Eppstein und Schwalbach, die mit insgesamt weiteren 24 Arbeiten angetreten waren, durch. Die Jury würdigte in ihrer Laudation ausdrücklich die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten, die allesamt mit mindestens einem Preis ausgezeichnet wurden.
Rheingau-Echo vom19.02.2014 |
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier
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Dienstag, den 17. Februar 2015 um 12:19 Uhr |
Ben Streit (12) und Johann Kratz (11) sind pfiffig, neugierig und sie tüfteln gerne. Die beiden Sechstklässler der Rheingauschule haben beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht – Schüler experimentieren“ den ersten Preis in der Sparte Biologie gewonnen. Wissbegierig und experimentierfreudig sind auch die anderen elf Nachwuchsforscher des Gymnasiums, das zum zweiten Mal hintereinander bei der Präsentation im Industriepark Kalle Albrecht mit dem Schulpreis ausgezeichnet wurde und sich gegen Schulen aus Wiesbaden, Rüsselsheim, Idstein, Hofheim, Eppstein und Schwalbach durchgesetzt hat.
Ben und Johann haben herausgefunden, dass Vogelfedern den Luftwiderstand von Autos verringern können. Sie ließen sich von den Forschungen eines Wissenschaftlers der Universität Genua anregen, der die Federn an einem Zylinder angebracht hatte. Die beiden Schüler verwendeten ein Modellauto und bauten sich selbst einen Windkanal. Ihr Auto verkleideten sie mit Stockenten- und Perlhuhndeckfedern, im Anglershop besorgten sie sich Straußenfedern, die für künstliche Köder verwendet werden. Die Federn verringern die Luftverwirbelung, die sonst bei der glatten Oberfläche entsteht, stellten die Tüftler fest.
Die Projektbeschreibungen, die die Schülerinnen und Schüler erarbeitet haben, gleichen schon fast kleinen Seminararbeiten. Anspruchsvoll ist die Arbeit des Geisenheimer Zehntklässlers Aaron Steinheimer, der mit biologischen und chemischen Untersuchungsmethoden der Qualität des Rheinwassers in Höhe von Rheinkilometer 524 im Bereich des Klärwerks auf den Grund ging. Dafür erhielt er den Sonderpreis „Bestes interdisziplinäres Projekt“, der ihn für den Landeswettbewerb qualifiziert. Die Werte für Nitrit, das für Fische giftig ist, „müssten niedriger sein“, so eines seiner Ergebnisse. Er habe schon Kontakt mit dem Klärwerk wegen weiterer Untersuchungen aufgenommen, berichtet Aaron. Doch dort sei man „nicht so kooperativ“ gewesen.
Fest installierte Solarzellen können die Sonnenenergie nur ungenügend nutzen, deshalb haben sich die Sechstklässler Anaïs Lang und Vincent Lang an „natürlichen Sonnenanbetern“ orientiert. Sie prüften, wie sich Blätter von Buschbohnen und Sonnenblumen zur Sonne hin ausrichten, indem sie die Winkel zwischen Blattstiel und Stängel dokumentierten. Sie belegten den dritten Platz in der Sparte „Mathematik/Informatik“ und den Sonderpreis „Kalle Albrecht“.
Die Schule war mit sieben Projekten vertreten und heimste, einschließlich Sonderpreisen und Schulpreis, zehn Auszeichnungen ein. Mit den Projektbetreuerinnen Angelika Kramb, Kirsten Flaschel und Melanie Schopper trafen sich die Jungforscher einmal wöchentlich in einer altersübergreifenden Arbeitsgruppe, um sich auf den Wettbewerb vorzubereiten. Das alles sei auch bei G8 möglich, wirbt Schulleiter Karl-Heinz Drollinger für die kürzere Gymnasialzeit.
Wiesbadener Kurier vom 17.12.2015 |
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier
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Samstag, den 13. Dezember 2014 um 20:31 Uhr |
Ex-DDR-Spitzensportlerin Ines Geipel zu Gast in der Rheingauschule.
Ines Geipel ist ein Sternchen. Die ehemalige Weltklassesprinterin aus der DDR gab 2005 ihren Vereins-Weltrekord über 4 x 100 Meter von 1984 zurück. Freiwillig. Weil sie gedopt war. Seitdem ist anstelle ihres Namens ein Sternchen in der Rekordliste vermerkt. Neben den Namen der drei anderen Athletinnen, die sich weiterhin Rekordhalterin nennen.
Was die Zuhörer zunächst fast schmunzeln lässt, ist nur ein Teil ihrer Geschichte. Die 54-Jährige ist zu Gast bei der Jahrgangsstufe zwölf der Rheingauschule, um von ihrem Leben in der DDR zu erzählen. Als Spitzensportlerin. Als Tochter eines hochrangigen Stasi-Spitzels. Und als Opfer des Systems. „Groß zu werden in einem Land, in dem es kein Paris, kein London, keine USA gibt – das ist heute kaum vorstellbar“, sagt Geipel. Auch sie, die im Alter von 14 Jahren in ein Internat gesteckt wurde, wusste lange Zeit nicht, was sich hinter der Mauer verbirgt. Dass es überhaupt eine Mauer in diesem Sinne gibt. Erst durch den Sport habe sie entdecken können, wie die Realität wirklich aussieht. „Ich musste lernen, dass es in der Welt viele andere Ideen gibt, ich musste rauskommen aus der Ideologie.“
Im August 1989, kurz vor dem Fall der Mauer, hält sie es in der DDR nicht mehr aus, flüchtet über Ungarn in den Westen. Erst mit den Jahren realisiert die gebürtige Dresdnerin, was ihr eigentlich widerfahren ist. In ihrer Stasi-Akte liest sie später, dass sie mit einer aus medizinischer Sicht nicht notwendigen Bauch-Operation „aufs Eis gelegt werden sollte“. Der Eingriff hat zur Folge, dass sie nie Kinder bekommen konnte. Einer Schülerin entfährt ein fassungsloses „Was?“, als sie davon erzählt.
Liebesleben dokumentiert An mancher Stelle sorgt die Geschichte der Frau, die heute in Berlin lebt, aber auch für heitere Momente. In ihrer Akte ist vermerkt, dass sie sich während der Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 1984 in einen Lateinamerikaner verliebt hatte. Das passte den Offiziellen aber nicht. „Da wollten sie dann jemanden in der DDR finden, der so aussah wie der Mann, in den ich mich verliebt habe.“
Seit Jahren setzt sich die Professorin für Verssprache und Schriftstellerin mit dem Leben in der DDR auseinander, so auch in ihrem aktuellen Buch „Generation Mauer – Ein Porträt“. Für ihre Familie, allesamt Anhänger des kommunistischen Systems, sei sie die Böse, wie sie auf Nachfrage einer Schülerin erzählt. „Die Sache ist eindeutig.“
Dass sie Teil des vom Staat organisierten Dopings war und als Sportlerin steroidhaltige Tabletten genommen hat, macht sie heute zu einer „Fanatikerin der Aufklärung“, wie sie sich selbst nennt. 2000 war sie Nebenklägerin im Prozess gegen die Drahtzieher des DDR-Zwangsdopings und ist Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe.
Das Thema Doping im Sport sei noch lange nicht ausgeräumt. „Wir alle haben im Sommer bei der Fußballweltmeisterschaft gejubelt. Aber wer hat sich die Frage gestellt, wie es dazu gekommen ist? Wie gehen wir heute mit den Erfolgen im deutschen Sport um?“ Dafür sei man einfach zu verliebt in den Erfolg. „Und es ist uns nicht gelungen, uns von der schweren Hypothek des DDR-Sports freizumachen.“
Geipel hätte sich gewünscht, dass andere ehemalige Spitzensportler ihrem Beispiel folgen, sich von ihren Titeln unter dem Zwangsdoping zu distanzieren. Und damit eine Milchstraße zu bauen, damit sie nicht das einzige Sternchen bleibt. „Es ist ganz schön, ein Sternchen zu sein. Aber so kommen wir nicht weiter.“
Wiesbadener Kurier vom13.12.2014 |
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