17 Jugendliche aus dem Rheingau haben in diesem Sommer eine ganz besondere Reise unternommen: Es ging zu einem privat organisierten Hilfsprojekt nach Kenia. Während ihres fast dreiwöchigen Aufenthalts in den Sommerferien haben 16 und 17 Jahre alte Schüler einen zusätzlichen Raum für eine Klasse geistig und körperlich behinderter Kinder gebaut und eine Wasserleitung mit Vorratsspeicher für diese Klasse verlegt.
Bereits am Ankunftstag erlebten die Jugendlichen ein weitverbreitetes afrikanisches Phänomen: Die Planung musste umgeworfen werden. Die vorbereitenden Bauarbeiten an der Schule waren noch nicht so weit, um loslegen zu können, und einer der Busse, mit denen die Gruppe reisen sollte, war kaputt. So ging es nach einem ersten Besichtigen der Schule zunächst auf Safari.
Möbel selbst geschreinert Dann aber konnte es losgehen: Die Schüler der Rheingauschule haben ein komplettes Dach auf den bereits im Rohbau fertigen Raum montiert – und selbst die Leiter dafür musste zunächst selbst gezimmert werden. Während die einen den Unterrichtsraum neu gestalteten, schreinerten andere Tische, Bänke und ein großes Regal.
Um die Reisekosten zahlen zu können, haben die Jugendlichen rund anderthalb Jahre gespart und gearbeitet. Unterstützt wurden sie dabei vom gemeinnützigen Verein „Rheingauer Jugend für Afrika“, dessen Vorstand die Reise organisiert und Spendengelder gesammelt hat – sowohl für die Hilfe vor Ort als auch, um die Reisekosten der Jugendlichen zu senken. Initiator und Motor sowohl des Projekts als auch des Vereins ist Norwin Terfoort, Lehrer an der Geisenheimer Rheingauschule. Ihm geht es darum, mit kleinen „handgemachten“ Projekten die armseligen Lernbedingungen ländlicher afrikanischer Schulen zu verbessern. Andererseits sollen junge Menschen – wie er selbst vor vielen Jahren – lernen, das privilegierte Leben daheim in Deutschland zu schätzen und für sich zu ergründen, „was man wirklich braucht, um glücklich zu sein“.
Das Experiment ist offenbar gelungen, wie Kommentare der zurückgekehrten Afrika-Abenteurer bei einem Nachtreffen in diesen Tagen zeigten. „Offener für Neues“ sei man geworden, „dankbar für das, was für uns hier eine Selbstverständlichkeit ist, was andere jedoch noch nie in ihrem Leben gesehen haben und sich nur erträumen können“. Deutlich in Erinnerung geblieben sind die Einblicke in den afrikanischen Alltag auf dem Land, an dem man ein wenig teilgenommen hat, „die besonders offene und freundliche Gastfreundschaft“, die phantastische Tierwelt, aber auch „Kühe, die neben brennendem Plastikmüll gegrast haben“ und „dass überall so viel Müll rumliegt, der einfach verbrannt wird“. Nachdenklich gemacht hat die jungen Rheingauer auch „die gesellschaftliche Ausgrenzung der behinderten Schüler“.
Damit das Afrika-Abenteuer keine einmalige Sache bleibt, plant der Verein bereits die nächste Reise nach Kenia für 2016, bei der wieder eine Gruppe Rheingauer Jugendlicher ein Hilfsprojekt in Kenia umsetzen soll. Um das auch finanziell zu stemmen, sucht der Verein Firmen, Geschäftsleute und Winzer aus der Region, die den mitfahrenden Jugendlichen Ferienjobs anbieten können. Spenden für die Reisekosten oder die Hilfe vor Ort sind willkommen.
Wiesbadener Tagblatt vom 1.11.2014
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