Geschrieben von: Rheingau Echo
|
Dienstag, den 13. Juli 2010 um 16:53 Uhr |
Große Feierstunde zur Lehrerverabschiedung zum Schuljahresende.
Ein Stück Herzblut hat die Rheingauschule mit Beendigung des Schuljahres verloren: Der große "Bahnhof" zur Verabschiedung des stellvertretenden Schulleiters Thomas Fischer und der langjährigen Lehrer Christine Diez, Horst Wilhelm und Jürgen Oehl zeigte, wieviel Wehmut die Scheidenden begleitet.
"Nun ist es soweit. Jetzt geht es in das Land von Homer, Zeus und Athene. Wer hätte gedacht, daß unsere Hilfe für das angeschlagene Griechenland soweit geht, daß unser Land auch noch seine besten Lehrer exportiert", scherzte Schulleiter Karl Heinz Drollinger in der Laudatio für Thomas Fischer, der im neuen Schuljahr die Leitung der deutschen Schule in Athen übernehmen wird. Fischers Arbeit an der Rheingauschule habe sich durch Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Vertraulichkeit ausgezeichnet. Er unterrichtete zehn Jahre an der Rheingauschule Mathematik und Physik " fachkompetent und schülerorientiert", wie Drollinger bescheinigte. 2003 hatte er die Funktion des Stellvertreters eingenommen und habe sich äußerst rasch in das Tätigkeitsgebiet eingearbeitet: "Mit hervorragender Kompetenz und Souveränität hast Du sämtliche anfallenden Arbeiten wahrgenommen und mich von zahlreichen administrativen Aufgaben entlastet". Drollinger erinnerte an die Umgestaltung des Westgebäudes mit der Sanierung der naturwissenschaftlichen Räume und dem Bau der Mensa, die Sanierung des 2. Obergeschosses im Altbau und die Gestaltung des Campusgeländes. Er hob besonders die Zusammenarbeit des Studiendirektors mit der erweiterten Schulleitung, dem Kollegium, dem Sekretariat, den Hausmeistern, den außerschulischen Gremien und ihm selbst hervor. So habe man auch gemeinsam die mit der Entstehung der Oberstufe in Eltville verbundenen Probleme zu meistern gewußt. Die Kooperation mit St. Ursula stehe auf solider Basis. "Eine besondere Stärke war Deine absolute Vertraulichkeit und Loyalität sowie Dein fachmännischer Rat. Dabei hast Du immer Deine Meinung eingebracht, bisweilen auch kontrovers diskutiert, aber abschließend die Beschlußlage solidarisch mitgetragen", lobte der Schulleiter und wünschte Fischer und seiner Familie für die Zeit in Athen alles Gute.
"Großen Bahnhof" gab es auch für Oberstudienrätin Christine Diez und Oberstudienrat Horst Wilhelm, die beide über 30 Jahre vor allem die musischen Bereiche der Rheingauschule prägten. Um die verdienten Lehrer in den Ruhestand zu verabschieden, war das gesamte Kollegium, ehemalige Lehrer und Schüler, der einstige Schulleiter Dr. Baschnagel, der Leiter des Schulamtes des Kreises, Schardt, der Schulleiter der Rheingauschule in Berlin, Wittbrodt, der Vorsitzende des Ehemaligen- und Fördervereins Dr. Jörg Hüther, Schulelternbeiratsvorsitzender Werner Fladung, die Vertreter der SV und der Schüler und alle Mitarbeiter der Rheingauschule gekommen. Gleich mehrmals gab es Standing Ovations für die beiden Pädagogen. Außerdem gab es Ständchen vom Lehrerchor und die Schüler hatten in der Pause ein Abschiedslied auf dem Schulhof gesungen. In launigen Festreden wurden die Verdienste von Diez und Wilhelm beleuchtet.
Dabei hatte Christine Diez nicht an die Rheingauschule kommen wollen, wie Drollinger mit einem Zitat aus der Personalakte verriet. Es sei mehr als Glück gewesen, daß Christine Diez 35 Jahre an der Rheingauschule unterrichtete. Und auch Horst Wilhelm sei wohl lieber in Wiesbaden geblieben. Doch sein Referendariat führte ihn 1975 an die Rheingauschule. Beiden Lehrern sei die Musik in die Wiege gelegt worden. Beide hatten ihre "Duftmarke" gesetzt und die Schule mit einer besonderen musikalischen und musischen Note geprägt. "Zahlreiche Aktivitäten prägten ihre Lehrerrolle, zunächst in der Gremienarbeit, Schulpolitik und Entwicklung eines Schulprofils", so Drollinger, der daran erinnerte, daß Christine Diez über mehrere Epochen Mitglied des Personalrates und der Schulkonferenz und über 20 Jahre Vertrauenslehrerin war, die Teestube gründete und ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm gestaltete. Sie war Mitbegründerin des Schüler-Lehrer-Gesprächs, initiierte Podiumsdiskussionen, Friedenstage und weitere politische Veranstaltungen, konzipierte Projektwochen und gründete und gestaltete mit Wilhelm das jährlich stattfindende Musik-Literaturcafé im Rahmen des Weihnachtsbasars. "Bei all diesen Aktivitäten vergaßen Sie niemals, Ihren Pflichten im normalen Alltag nachzukommen", lobte Drollinger. Neben diesen vielfältigen Aktivitäten werde der Name Christine Diez an der Rheingauschule immer mit der von ihr ins Leben gerufenen Gründung der Musiktheatergruppe "MuTh" verbunden sein. Die zahlreichen Inszenierungen der "Muth" hätten alle einen riesigen Erfolg verbuchen können und wurden 2003 mit dem Sonderkulturpreis des Kreises für Christine Diez gekrönt.
Drollinger erinnerte auch an die Pflege der Partnerschaft mit der Rheingauschule in Berlin-Schönefeld und die Gründung der Initiative "Schule macht Kultur/ Kultur macht Schule" in Zusammenarbeit mit Dr. Hüther, dem Vorsitzenden des Fördervereins, an die Zusammenarbeit mit der Initiative "Geisenheimer Kunstschaufenster", den Aufbau eines Kostüm- und Requisitenfundus sowie einer professionellen Licht- und Tonanlage für die Aula und die Initiierung und Betreuung der Restaurierung des wertvollen Ibach-Flügels in der Aula.
Und auch Horst Wilhelm hat die Rheingauschule nachhaltig geprägt, wobei die 33 Weihnachtskonzerte unter seiner Leitung, die Leitung und Organisation des Schulchors und Vokalensembles wohl an erster Stelle stehen. Drollinger erinnerte an die Organisation, Gestaltung und Mitwirkung bei vielen Schulveranstaltungen, Abifeiern, Rundfunkaufnahmen, Schulgottesdiensten, Kirchenveranstaltungen, Tonträgerproduktionen, beim Lehrerchor, als Organist bei Schulgottesdiensten und Kirchenkonzerten, an Konzertreisen mit Schulchor und Orchester ins Ausland, an die Theaterkooperation mit dem Staatstheater Wiesbaden in Verbindung mit Musikdramaturgie, Theater-Musikwerkstatt, regelmäßige Theaterbesuche mit Schülern, die Mitwirkung als Pianist bei Solistenkonzerten zur Pflege der Schulgemeinschaft in Kooperation mit Ehemaligenverein und Elternbeirat bei Weinproben und Liederabenden, aber auch an die Tätigkeit als Fachberater für die Überprüfung und Auswahl der Abiturverschläge, als Mentor in der Referendarausbildung, an Studienfahrten und Kulturstudienfahrten gemeinsam mit Diez mit Musikkursen, die pädagogische Mitwirkung bei Klassenfahrten, die Initiierung und Entwicklung des Betriebspraktikums, die Schulpartnerschaft mit Chauvigny in Frankreich und die frühere Tätigkeit im Personalrat und als Vertrauenslehrer. Besonders hob der Schulleiter die Zusammenarbeit mit der MuTh und Kollegin Diez hervor. Es sei einmalig, daß Wilhelm bei der Vielzahl dieser Aktivitäten und der Leistungen als Pädagoge im musischen Bereich die Organisation und Betreuung der jährlichen Weihnachtskonzerte im Geisenheimer Dom geschafft habe. "Fachkompetenz, Begeisterungsfähigkeit, Einsatz, Engagement, menschliche Wärme, Wertschätzung der Schüler, Ausgleich, Diplomatie, und Teamarbeit sind die persönlichen Eigenschaften, die Sie immer wieder in Ihrem Lehrerberuf gewinnbringend vermitteln konnten", so Drollinger.
29 Jahre hatte Jürgen Oehl an der Rheingauschule Chemie, katholische Religion und Ethik unterrichtet. "Gleich von Beginn an prägten Sie das Fach Chemie hier an der Schule, verwalteten die Chemiesammlung und betreuten so manchen Leistungskurs und mehrere Tutorgruppen. Besonders hilfreich erwiesen Sie sich durch bereitwillige Abordnungen an die Gutenbergschule in Eltville. Deshalb wurde Ihnen 1985 die Aufgabe übertragen, zwischen Realschule und der Dependance der Rheingauschule, so bezeichnete man damals noch das heutige Gymnasium Eltville, koordinierende Tätigkeiten zu übernehmen. Sie haben diese Aufgaben außerordentlich umsichtig und zuverlässig erfüllt und Ihre Tätigkeit in wöchentlichen Berichten dokumentiert", so Drollinger. Außerdem habe er LRS-Schüler betreut und mehrere Fortbildungen absolviert. Im Fach Religion unterstützte Oehl viele Jahre die Fachschaft bei der Gestaltung und Durchführung von Gottesdiensten und leitete zeitweise die Fachgruppe. "Zu Schülern, Eltern und Lehrern pflegten sie immer ein vertrauensvolles, offenes Verhältnis. Auch waren Sie immer wieder bereit, bei Veranstaltungen Betreuung und Aufsicht zu übernehmen", lobte der Schulleiter und erinnerte auch an Oehls besonderes Hobby, die Astronomie-AG. Abschied nehmen hieß es auch für Studienrat Carsten Meier und Studienrätin Dr. Astrid Stengel, die knapp fünf Jahre an der Rheingauschule Mathematik und Physik unterrichtet hat und jetzt an eine Schule in Eschborn wechselt. Meier lehrte fast drei Jahre an der Rheingauschule Mathematik, Physik und im Fach Informatik. Er wechselt nach Usingen.
Rheingau Echo vom 9.7.2010 |
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier
|
Mittwoch, den 07. Juli 2010 um 20:47 Uhr |
Für ihre außergewöhnliche ehrenamtliche Arbeit in Schule und Gemeinde wurde die Schulsprecherin der Rheingauschule, Leonie Jantzer, mit dem „Young Women in Public Affairs Award 2010“ ausgezeichnet. Der Förderpreis im Wert von 1000 Euro wurde ihr von einer Delegation des Zonta-Club Wiesbaden beim Schulfest übergeben. Zonta ist ein Zusammenschluss berufstätiger Frauen in verantwortungsvollen Positionen, der weltweit für die Rechte von Frauen eintritt. Er wurde 1919 in Nordamerika als Reaktion auf die Männerclubs Lions und Rotary gegründet.
Einsatz für Allgemeinheit
Seit rund fünf Jahren vergibt der Zonta-Club Wiesbaden diesen Preis bei einem jährlichen Wettbewerb unter Schülerinnen der Oberstufe aus Wiesbaden und Umgebung. Mit ihm werden junge Frauen gewürdigt, die sich in politischer, sozialer, kirchlicher oder kultureller Hinsicht für die Allgemeinheit einsetzen. Die Schülerinnen müssen sich in besonderen Projekten der Schule oder Schülervertretung nachhaltig verdient gemacht haben. Sie benötigen Empfehlungen von ihren Lehrern und müssen sich mit einer aussagekräftigen Bewerbung präsentieren.
So wird der Förderpreis „an junge Frauen vergeben, die sich öffentlichen Angelegenheiten widmen und ein internationales Verständnis und ein Bewusstsein für die Probleme haben, denen speziell Frauen in der Welt ausgesetzt sind“, fasst die Präsidentin des Zonta-Club Wiesbaden, Ane-Dorothee Käss-Rieke zusammen. Und fügt an: „Diese Auszeichnung soll die Preisträgerin bestärken, sich auch weiterhin zu engagieren.“
„Gerne möchte ich auch kommende Schulsprecher ermutigen, sich aktiv einzubringen. Es wäre beispielsweise schön, wenn wieder eine Projektwoche durchgeführt würde. Die Arbeit macht großen Spaß. Und ich möchte auch künftig noch viel umsetzen“, gibt Leonie Jantzer Schülern und Lehrern bei der Preisübergabe im Schulhof mit auf den Weg.
Viele Projekte angeschoben
Leonie Jantzer war viermal Klassensprecherin und zweimal Schulsprecherin. Als Schulsprecherin hat sie mit ihrem Team viele Projekte angeschoben und durchgeführt. Beispielsweise wurde die Schule verschönert, die Aufenthalts- und Lernräume eingerichtet und ein Schulradio gegründet. Darüber hinaus hat die Oberstufenschülerin ein dreitägiges Seminar für die Schülermitverwaltung zum Thema Mobbing geplant und durchgeführt. Und sich parallel in der Jugendarbeit ihrer Kirchgemeinde sowie als Kindertrainerin beim Sportverein TG Winkel engagiert.
„Auch ihre Pläne, nach dem Abitur ein soziales Jahr in Afrika zu machen, unterstreichen ihre Linie“, merkt Präsidentin Ane-Dorothee Käss-Rieke in der Laudatio weiter an. Und so ist die Freude bei der Geehrten doppelt so groß, als Zonta-Club-Kollegin Ute Künzel verkündet, dass Leonie nicht nur den ersten Preis beim Wettbewerb auf der Wiesbadener Ebene erzielt hat, sondern auch noch den zweiten Preis beim gleichen Wettbewerb auf der Distrikt-Ebene von Zonta International. Als Siegerin des ersten Wettbewerbs hat die Schülerin hier automatisch teilgenommen.
Freudestrahlend nahm Leonie Jantzer die weitere Siegesprämie von 300 Euro entgeben. Und ließ abschließend verlauten, dass sie die Preissumme auch zum Teil in soziale Projekte einbringen möchte.
Wiesbadener Kurier vom 7.7.2010 |
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier
|
Sonntag, den 04. Juli 2010 um 19:44 Uhr |
Nach 30 Jahren verlassen Christine Diez und Horst Wilhelm die Geisenheimer Rheingauschule.
Da wackelte die Bühne in der Aula der Rheingauschule beim Auftritt des Lehrerchores, da schwappte Lebensfreude, Heiterkeit und Hochstimmung über. Doch auch eine gehörige Portion Wehmut lag im Raum, als sechs Kollegen der Rheingauschule verabschiedet wurden.
Am letzten Schultag herrschte nicht nur unter den Schülerinnen und Schülern der absolute Ausnahmezustand. Kurz vor den Ferien bereitete Kollegium, Schulleitung, Schulgemeinde, Ehemalige und viele Gäste Astrid Stengl und Carsten Meyer, die die Schule verlassen, und Jürgen Oehl, der nach 29 erfolgreichen Dienstjahren am Geisenheimer Gymnasium in den wohlverdienten Ruhestand geht, einen gebührenden Abschied.
Auch Thomas Fischer zieht es nach zehn Jahren Rheingau in weitere Gefilde. Der stellvertretende Schulleiter tritt demnächst die Reise nach Griechenland an, wo er an der Deutschen Schule in Athen arbeiten wird.
Großer Bahnhof und reichlich Honneurs aber auch für zwei schöpferische Kräfte, die das musikalische und künstlerische Leben an der Rheingauschule über 35 Jahre hinweg ganz besonders prägten. Die Rede ist von Christine Diez und Horst Wilhelm, die mit Herzenswärme, Begeisterung und großem Fingerspitzengefühl über drei Jahrzehnte Zeichen setzten. Sie leisteten für unzählige Schülerjahrgänge durch die Fächer Musik, Deutsch und Theater einen großen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung, der über reines Fachwissen weit hinaus geht.
Rührung bei den Geehrten
Dieser Meinung war nicht nur Schulleiter Karl-Heinz Drollinger, der voller Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung einen imaginären Hut vor der Leistung seiner beiden Lehrerkollegen zog. Auch die zahlreichen Gratulationen und Ansprachen, das bunte Programm, das Lehrerkollegen, Schüler und Ehemalige mit großem Hallo, Ständchen und Tusch auf die Beine stellten, sorgte bei den Geehrten für Rührung und Begeisterung.
Beide, Christine Dietz wie Horst Wilhelm, seien Lehrer, Musiker und Kulturschaffende aus Passion und hätten eindrucksvoll bewiesen, dass man über lange Jahre hinweg gemeinsam Hervorragendes leiste, das für die Schullandschaft der Rheingauschule von größter Bedeutung sei, sagte Karl-Heinz Drollinger.
Dass Christine Diez in jungen Jahren vom Spitzentanz im Ballett schwärmte und nur aus Rücksicht auf die Eltern keinen „verrückten“ Künstlerberuf in Erwägung zog, verriet der Schulleiter genauso wie den Spitznamen Horst Wilhelms, „das Vielauge“, umsichtig und vielsehend.
Beim lockeren Plaudern aus dem Nähkästchen wurden aber auch die unendlich vielen Schulveranstaltungen, eigenständigen Theater- und Musikproduktionen und Konzerte durch Horst Wilhelm, Lesungen, Ausstellungen und viele Inszenierungen der Musik-Theatergruppe „MuTh“ der Oberstufenkurse in Eigenregie von Christine Diez hervorgehoben. Auch die unzähligen gemeinsam erarbeiten musikalischen Veranstaltungen, allen voran die Weihnachtskonzerte im Dom, wurden gewürdigt.
„Wie altes Ehepaar“
„Wir sind wie ein altes Ehepaar. Es war eine super Zeit, viele Jahre gemeinsam durch die Schullandschaft zu gehen,“ sagte die quirlige Frau mit dem feuerroten Lockenkopf. Ihr „zweites Wohnzimmer“, die Aula, werden beide nun aufgeben müssen.
Doch trotz aller Wehmut, beginnt jetzt die nächste, spannende Lebensphase. Christine Diez will zu Hause erst mal ihren ganzen Ballast ausmisten, um „Herz und Kopf frei zu haben für Neues“. Und Horst Wilhelm tauscht zunächst den Taktstock gegen den Blaumann, denn umfangreiche Bauarbeiten am Haus in Wiesbaden warten nun auf den frisch gebackenen Pensionär.
Wiesbadener Kurier vom 3.7.2010 |
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier
|
Mittwoch, den 23. Juni 2010 um 16:22 Uhr |
Salomon Perel besucht Eltviller und Geisenheimer Gymnasium.
„Jeder demokratisch gesinnte Jugendliche ist verpflichtet, alles zu tun, damit sich so was auf deutschem Boden nicht wiederholen kann.“ Dazu forderte Salomon „Sally“ Perel alias Hitlerjunge Josef „Jupp“ Perjell die Oberstufenschüler am Gymnasium Eltville auf und danach die an der Rheingauschule in Geisenheim. Für diesen Appell unternimmt der einzige Jude, der den Holocaust als Hitlerjunge überlebte und seit 62 Jahren in Israel lebt, jedes Jahr zwei bis drei mehrwöchige Lesereisen durch Deutschland. Jetzt kam der 85-Jährige, dessen Autobiografie mit dem Titel „Hitlerjunge Salomon“ verfilmt und preisgekrönt wurde, erstmals in den Rheingau.
„Auschwitz wird uns ewig verfolgen“, erklärte Perel den Jugendlichen im Atrium des Eltviller Gymnasiums. Die Schüler lauschten aufmerksam, zumal Perel nicht vorlas, sondern frei erzählte. Er analysierte sein Überleben kritisch und offenbarte bis heute tief sitzende Zweifel. Dabei ordnete er sein Schicksal genau in die historischen und gesellschaftlichen Ereignisse ein.
1925 in Peine geboren, erlebte Perel „dort zehn sehr glückliche Kinderjahre - ohne Handy, Pokemon und Fernseher“, bevor er mit den Eltern und beiden Geschwistern aus dem NS-Reich nach Lodz in Polen floh. Am eigenen Beispiel schilderte Perel, wie Indoktrination zu Irrtum und Hass als Basis für Verbrechen führen können.
Um den 14-Jährigen vor dem sicheren Tod im Ghetto zu bewahren, schickten ihn die Eltern auf die Flucht. „Sally, vergiss nie, wer du bist!“, habe der Vater gebeten. Die Mutter gab ihm mit auf den von Leichen gesäumten Weg: „Du sollst leben!“ Zwei Jahre gelang ihm das bis 1941 in einem sowjetischen Kinderheim, bis die Deutschen Minsk erreichten. Als der 16-Jährige sah, wie sie jüdische Kinder vor ihm in der Warteschlange erschossen, vergrub er seine Ausweise und rettete sich durch die Behauptung: „Ich bin Volksdeutscher.“
„Ich ahnte nicht, dass mich diese Lüge in wenigen Monaten zum begeisterten Hitlerjungen machen würde.“ Perel schilderte seine Angst vor der Entlarvung so anschaulich wie seine Begeisterung für die Naziideologie. „Wir in der Hitlerjugend wurden zum Hass erzogen“, sagt er, „alles klang so logisch, so bewiesen.“ Er habe sich sogar über die Siege der Wehrmacht gefreut, auf den „Endsieg“ gehofft und nur die „Ausrottung der jüdischen Rasse“ abgelehnt. „Denn ich wusste: Ich bin doch kein Satan.“
Den Oberstufenschülern berichtete Perel auch von den sexuellen Übergriffen eines Sanitätsunteroffiziers, die der Film für die Freigabe ab zwölf Jahren ausklammerte. „Ich überlebte vier Jahre lang unter den Nazis versteckt - für mich waren das vier Ewigkeiten.“
Bis heute führe er „ein Doppelleben“, da sich Sally und Jupp in ihm ständig miteinander im Dialog und Konflikt befänden. Das für ihn Schrecklichste sei das Wissen, „dass die Nazis keine Monster, sondern als ganz normale Menschen und getaufte Christen zu solchen Taten fähig waren“, während die christliche Nächstenliebe im nationalsozialistischen Deutschland vollständig versagte.
Mit der Erinnerung an die 55 Millionen Toten, die der geschürte Hass im Dritten Reich erzeugte und den hasserfüllten Parolen und Aufmärschen der Neonnazis heute appellierte Perel immer wieder eindringlich an die Schüler, „gegen die braune Gefahr“ zusammenzuhalten.
Wiesbadener Kurier vom 23.6.2010
Fotos: RGS |
Geschrieben von: Rheingau Echo
|
Mittwoch, den 23. Juni 2010 um 16:00 Uhr |
71 Abiturienten erhielten an der Rheingauschule ihr Reifezeugnis
"Abi – looking for freedom", unter diesem Motto feierten die 71 Abiturienten des Jahrgangs 2010 der Rheingauschule im Rahmen einer akademischen Feier mit ihren Familien, Lehrern und der Schulleitung die vollendete Reifeprüfung.
"Wer hätte gedacht, daß der Abi-Jahrgang 2010 einen Schlager des Jahres 1989 von David Hasselhoff als Vorlage seines Mottos wählt", stellte Schulleiter Karl-Heinz Drollinger zu Beginn seiner Ansprache fest. 1989, im Jahr des Mauerfalls, sei dieses Lied irrtümlicherweise für eine Freiheitshymne gehalten worden und sei auch beim Mauerfall von Hasselhoff dort gesungen worden. "Es war damals die meistverkaufte Single und stand acht Wochen in Deutschland auf Platz 1 der Hitparade. Wenn es auch bei dem Lied ursprünglich um die Lebensbeichte eines verwöhnten jungen Mannes geht, der die Warnungen seines Vaters ignoriert und sein Zuhause verläßt, um sich als Gelegenheitsarbeiter durchzuschlagen, so gilt es spätestens seit dem Mauerfall nicht zuletzt wegen des Wortes freedom als Freiheitshymne", erläuterte der Schulleiter. In diesem Sinne sei Freiheit zunächst ein zutiefst positiv besetzter, menschlicher, aber auch politischer und vor allem philosophischer Begriff. Nur zu gerne würde auf die begriffliche Unterscheidung zurückgegriffen, nach der der Mensch einerseits frei von Zwängen, Bindungen, Hindernissen, Einschränkungen, und andererseits frei "zu" oder "für" etwas sein. "Endlich habt Ihr, auch die ständigen Nesthocker, Gelegenheit, das Hotel Mama zu verlassen und den Weg in die Selbständigkeit, eben die Freiheit zu gehen. Ihr genießt bald die Freiheit, Eure Wohnung selbst auszusuchen und zu bezahlen, teilweise wenigstens. Entsprechendes gilt für das tägliche Mittagessen und die Wäsche. Verantwortung für Euch selbst und die Zukunft müßt Ihr nun selbst übernehmen. Aber zu glauben, daß die Freiheit, die Ihr nun zu suchen startet, grenzenlos ist, ist illusorisch. Zwänge, Auflagen, Forderungen wird es in Zukunft sowohl im Privaten als auch Beruflichen genügend geben: Die nun erfolgte Fahrt in die Unabhängigkeit, in die Freiheit, ist sicherlich nicht das krasse Gegenteil dessen, was Ihr bisher in Schule und Elternhaus erfahren habt", warnte Drolinger.
Freiheit erweise sich für die Abiturienten zunächst als Wahlfreiheit, als Möglichkeit zwischen Alternativen wählen zu können, wie "zwischen Wehr- und Zivildienst, zwischen Studium und Lehre, zwischen Uni und FH, zwischen Mainz oder Frankfurt". "Trotz weiter bestehender Zwänge und Auflagen, wie dem N. C. oder finanzieller Sorgen, werden die Gestaltungsräume für Euer künftiges Leben größer und eröffnen in einem immer größer werdenden Europa und einer globalisierten Welt ungeahnte Perspektiven und Freiräume", so Drollinger. Doch die neu gewonnene Freiheit erfordere auch einiges von den Abiturienten: "Freiheit ohne Bindung und Herkunft wird zur Haltlosigkeit, Freiheit ohne Standpunkt und Positionierung wird zur Gleichgültigkeit, Freiheit ohne Ordnung und System wird zum Chaos, Freiheit ohne Rücksicht und Respekt wird zur Unmenschlichkeit". Im Namen der Schule gratulierte Drollinger Schülern und Eltern zum bestandenen Abitur und wünschte für die Zukunft "auf der Grundlage des hier Erreichten eine erfolgreiche Suche nach der Freiheit". Möget Ihr sie finden oder zumindest Teile von ihr. Nutzt die neu gewonnene Freiheit und bleibt stets Suchende. Denn nicht der Besitz der absoluten Freiheit ist maßgebend, er wird kaum möglich sein, sondern die stetige Suche, das permanente Streben, sie zu finden. Die Welt retten, Spaß haben und dabei Geld verdienen – und zwar in dieser Reihenfolge, das wünsch' ich Euch persönlich und im Namen des Kollegiums der Rheingauschule.
Gemeinsam mit den Tutoren überreichte Drollinger dann die Reifezeugnisse. 14 Schüler hatten eine 1 vor dem Komma. Besondere Auszeichnungen gab es für die drei besten Schüler des Jahrgangs, Ann-Catherine Hüther, Samuel Killian und Wiebke Reymann. Als bester Chemiker wurde Maximilian Otto ausgezeichnet und Samuel Killian war der beste Schüler der Fächer Mathematik und Physik. Für den Jahrgang 2010 dankte Sprecherin Wiebke Reymann den Lehrern für die geduldige Begleitung hin zum Reifezeugnis.
Rheingau Echo vom 18.6.2010
|
|
|