Nach 30 Jahren verlassen Christine Diez und Horst Wilhelm die Geisenheimer Rheingauschule.
Da wackelte die Bühne in der Aula der Rheingauschule beim Auftritt des Lehrerchores, da schwappte Lebensfreude, Heiterkeit und Hochstimmung über. Doch auch eine gehörige Portion Wehmut lag im Raum, als sechs Kollegen der Rheingauschule verabschiedet wurden.
Am letzten Schultag herrschte nicht nur unter den Schülerinnen und Schülern der absolute Ausnahmezustand. Kurz vor den Ferien bereitete Kollegium, Schulleitung, Schulgemeinde, Ehemalige und viele Gäste Astrid Stengl und Carsten Meyer, die die Schule verlassen, und Jürgen Oehl, der nach 29 erfolgreichen Dienstjahren am Geisenheimer Gymnasium in den wohlverdienten Ruhestand geht, einen gebührenden Abschied.
Auch Thomas Fischer zieht es nach zehn Jahren Rheingau in weitere Gefilde. Der stellvertretende Schulleiter tritt demnächst die Reise nach Griechenland an, wo er an der Deutschen Schule in Athen arbeiten wird.
Großer Bahnhof und reichlich Honneurs aber auch für zwei schöpferische Kräfte, die das musikalische und künstlerische Leben an der Rheingauschule über 35 Jahre hinweg ganz besonders prägten. Die Rede ist von Christine Diez und Horst Wilhelm, die mit Herzenswärme, Begeisterung und großem Fingerspitzengefühl über drei Jahrzehnte Zeichen setzten. Sie leisteten für unzählige Schülerjahrgänge durch die Fächer Musik, Deutsch und Theater einen großen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung, der über reines Fachwissen weit hinaus geht.
Rührung bei den Geehrten
Dieser Meinung war nicht nur Schulleiter Karl-Heinz Drollinger, der voller Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung einen imaginären Hut vor der Leistung seiner beiden Lehrerkollegen zog. Auch die zahlreichen Gratulationen und Ansprachen, das bunte Programm, das Lehrerkollegen, Schüler und Ehemalige mit großem Hallo, Ständchen und Tusch auf die Beine stellten, sorgte bei den Geehrten für Rührung und Begeisterung.
Beide, Christine Dietz wie Horst Wilhelm, seien Lehrer, Musiker und Kulturschaffende aus Passion und hätten eindrucksvoll bewiesen, dass man über lange Jahre hinweg gemeinsam Hervorragendes leiste, das für die Schullandschaft der Rheingauschule von größter Bedeutung sei, sagte Karl-Heinz Drollinger.
Dass Christine Diez in jungen Jahren vom Spitzentanz im Ballett schwärmte und nur aus Rücksicht auf die Eltern keinen „verrückten“ Künstlerberuf in Erwägung zog, verriet der Schulleiter genauso wie den Spitznamen Horst Wilhelms, „das Vielauge“, umsichtig und vielsehend.
Beim lockeren Plaudern aus dem Nähkästchen wurden aber auch die unendlich vielen Schulveranstaltungen, eigenständigen Theater- und Musikproduktionen und Konzerte durch Horst Wilhelm, Lesungen, Ausstellungen und viele Inszenierungen der Musik-Theatergruppe „MuTh“ der Oberstufenkurse in Eigenregie von Christine Diez hervorgehoben. Auch die unzähligen gemeinsam erarbeiten musikalischen Veranstaltungen, allen voran die Weihnachtskonzerte im Dom, wurden gewürdigt.
„Wie altes Ehepaar“
„Wir sind wie ein altes Ehepaar. Es war eine super Zeit, viele Jahre gemeinsam durch die Schullandschaft zu gehen,“ sagte die quirlige Frau mit dem feuerroten Lockenkopf. Ihr „zweites Wohnzimmer“, die Aula, werden beide nun aufgeben müssen.
Doch trotz aller Wehmut, beginnt jetzt die nächste, spannende Lebensphase. Christine Diez will zu Hause erst mal ihren ganzen Ballast ausmisten, um „Herz und Kopf frei zu haben für Neues“. Und Horst Wilhelm tauscht zunächst den Taktstock gegen den Blaumann, denn umfangreiche Bauarbeiten am Haus in Wiesbaden warten nun auf den frisch gebackenen Pensionär.
Wiesbadener Kurier vom 3.7.2010
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