Die Umgestaltung der Dr. Schramm-Straße und des Außengeländes zwischen West- und Hauptgebäude wird eine „deutliche Aufwertung“ des Rheingaugymnasiums mit sich bringen, sagen Schulleiter Karl-Heinz Drollinger und Stellvertreter Thomas Fischer. Dass der Rheingau-Taunus-Kreis als Schulträger nach Angaben von Pressesprecher Christoph Zehler rund 700 000 Euro in den ersten Bauabschnitt investiert und für eine Kleinsportanlage zum Löserweg hin 2012 noch einmal 200 000 Euro vorgesehen sind - vorbehaltlich der Mittelbereitstellung im Haushalt - kommt in der Schulstadt Geisenheim gut an. Frühere Befürchtungen, dass die Eltviller Oberstufe den Bestand der Rheingauschule gefährde, sind längst einem gestärkten Selbstbewusstsein des Gymnasiums gewichen. Dazu berechtigt auch die Anmeldung von 133 Grundschülern für die fünfte Jahrgangsstufe, sodass sogar fünf Klassen gebildet werden müssen. Diese Zahlen werden freilich aufgrund der kommenden geburtenschwächeren Jahrgänge nicht so bleiben, sagt Direktor Drollinger.
Sitzgruppen und Pflanzen
Auf dem Gelände an der Einfahrt in die Dr. Schramm-Straße sind derzeit die Bauarbeiten für 44 Lehrer-Parkplätze voll im Gang. Künftig soll die Straße nur noch bis in Höhe des früheren Bürgermeisterhauses befahrbar sein. Im weiteren Verlauf wird die Straßenfläche in die Gestaltung eines einheitlichen Geländes zwischen Altbau und Westgebäude einbezogen. Autos sind künftig tabu. Geplant sind neue Wege, Sitzflächen und Bepflanzungen. Thomas Fischer spricht von einem „Campusgelände“, das voraussichtlich bis zu den Herbstferien fertiggestellt ist und die Aufenthaltsqualiltät an der Schule mit immer mehr Unterricht sowie Förder- und Betreuungsangeboten am Nachmittag deutlich erhöhen soll. Das Nachmittagsangebot stelle inzwischen „eine Schule in der Schule“ dar, sagt Brunhilde Jacobi, die Pressesprecherin des Gymnasiums.
Eine Rekordschülerzahl wird es in der Einführungsphase der Oberstufe geben. Weil gleich zwei Jahrgänge im Doppelpack in die Oberstufe wechseln - die Zehntklässler aus dem alten G 9-System und die Neuntklässler aus dem neuen G 8-Modell - muss die Schule Unterricht für 210 Schüler in der Einführungsphase organisieren. Dafür wird im Jahr 2013 ein Jahrgang dann komplett wegfallen. Unter den 45 externen Anmeldungen für die Oberstufe sind allein 40 Realschüler, die von den Realschulen in Rüdesheim und Eltville aufs Gymnasium wechseln. Es sei vorgesehen, für sie eine eigene Klasse „mit den engagiertesten Lehrern“ zu bilden, um speziell auf ihre Bedürfnisse und Defizite einzugehen, so Drollinger. Insgesamt wird das Gymnasium, das den „Geist des Rheingaus“ für sich beansprucht, fast 1000 Schüler zählen.
Der Altersunterschied von einem Jahr innerhalb der neuen Oberstufen-Gruppe werde auch im Unterricht zu berücksichtigen sein, sagt Deutschlehrerin Jakobi. Es sei ein Unterschied, ob Goethes „Werther“ mit 15- oder mit 16-Jährigen gelesen werde.
Profilstunden
Als Ausgleich für die Schulzeitverkürzung werden zusätzlich fünf Profilstunden jeweils in Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften, Geschichte und einer Fremdsprache unterrichtet. Die Rheingauschule biete die Möglichkeit, dass die Schüler zwei dieser fünf Stunden auch mit der Fortführung von Neigungskursen abdecken, so Drollinger. Grundsätzlich sei es angesichts eines Pensums von 34 Stunden nicht einfach, am Nachmittag überhaupt noch Zusatz- und Förderkurse zu bilden.
Dem Gymnasium, das auch Ausbildungsschule für Referendare ist, seien acht bis zehn neue Lehrer zugesagt, berichtet Drollinger. Bedarf bestehe insbesondere in naturwissenschaftlichen Fächern.
Die stark nachgefragte pädagogische Nachmittagsbetreuung von 13.30 bis 15.30 Uhr, die pro Halbjahr 50 Euro kostet, wird mit jeweils 23 000 Euro von Land und vom Kreis unterstützt. Eine weitere Verstärkung gibt es durch zwei Schulsozialarbeiter mit 60 Arbeitsstunden.
Wiesbadener Kurier vom 9.6.2010
Fotos: Herr Heinrich