Große Feierstunde zur Lehrerverabschiedung zum Schuljahresende.
Ein Stück Herzblut hat die Rheingauschule mit Beendigung des Schuljahres verloren: Der große "Bahnhof" zur Verabschiedung des stellvertretenden Schulleiters Thomas Fischer und der langjährigen Lehrer Christine Diez, Horst Wilhelm und Jürgen Oehl zeigte, wieviel Wehmut die Scheidenden begleitet.
"Nun ist es soweit. Jetzt geht es in das Land von Homer, Zeus und Athene. Wer hätte gedacht, daß unsere Hilfe für das angeschlagene Griechenland soweit geht, daß unser Land auch noch seine besten Lehrer exportiert", scherzte Schulleiter Karl Heinz Drollinger in der Laudatio für Thomas Fischer, der im neuen Schuljahr die Leitung der deutschen Schule in Athen übernehmen wird. Fischers Arbeit an der Rheingauschule habe sich durch Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Vertraulichkeit ausgezeichnet. Er unterrichtete zehn Jahre an der Rheingauschule Mathematik und Physik " fachkompetent und schülerorientiert", wie Drollinger bescheinigte. 2003 hatte er die Funktion des Stellvertreters eingenommen und habe sich äußerst rasch in das Tätigkeitsgebiet eingearbeitet: "Mit hervorragender Kompetenz und Souveränität hast Du sämtliche anfallenden Arbeiten wahrgenommen und mich von zahlreichen administrativen Aufgaben entlastet". Drollinger erinnerte an die Umgestaltung des Westgebäudes mit der Sanierung der naturwissenschaftlichen Räume und dem Bau der Mensa, die Sanierung des 2. Obergeschosses im Altbau und die Gestaltung des Campusgeländes. Er hob besonders die Zusammenarbeit des Studiendirektors mit der erweiterten Schulleitung, dem Kollegium, dem Sekretariat, den Hausmeistern, den außerschulischen Gremien und ihm selbst hervor. So habe man auch gemeinsam die mit der Entstehung der Oberstufe in Eltville verbundenen Probleme zu meistern gewußt. Die Kooperation mit St. Ursula stehe auf solider Basis. "Eine besondere Stärke war Deine absolute Vertraulichkeit und Loyalität sowie Dein fachmännischer Rat. Dabei hast Du immer Deine Meinung eingebracht, bisweilen auch kontrovers diskutiert, aber abschließend die Beschlußlage solidarisch mitgetragen", lobte der Schulleiter und wünschte Fischer und seiner Familie für die Zeit in Athen alles Gute.
"Großen Bahnhof" gab es auch für Oberstudienrätin Christine Diez und Oberstudienrat Horst Wilhelm, die beide über 30 Jahre vor allem die musischen Bereiche der Rheingauschule prägten. Um die verdienten Lehrer in den Ruhestand zu verabschieden, war das gesamte Kollegium, ehemalige Lehrer und Schüler, der einstige Schulleiter Dr. Baschnagel, der Leiter des Schulamtes des Kreises, Schardt, der Schulleiter der Rheingauschule in Berlin, Wittbrodt, der Vorsitzende des Ehemaligen- und Fördervereins Dr. Jörg Hüther, Schulelternbeiratsvorsitzender Werner Fladung, die Vertreter der SV und der Schüler und alle Mitarbeiter der Rheingauschule gekommen. Gleich mehrmals gab es Standing Ovations für die beiden Pädagogen. Außerdem gab es Ständchen vom Lehrerchor und die Schüler hatten in der Pause ein Abschiedslied auf dem Schulhof gesungen. In launigen Festreden wurden die Verdienste von Diez und Wilhelm beleuchtet.
Dabei hatte Christine Diez nicht an die Rheingauschule kommen wollen, wie Drollinger mit einem Zitat aus der Personalakte verriet. Es sei mehr als Glück gewesen, daß Christine Diez 35 Jahre an der Rheingauschule unterrichtete. Und auch Horst Wilhelm sei wohl lieber in Wiesbaden geblieben. Doch sein Referendariat führte ihn 1975 an die Rheingauschule. Beiden Lehrern sei die Musik in die Wiege gelegt worden. Beide hatten ihre "Duftmarke" gesetzt und die Schule mit einer besonderen musikalischen und musischen Note geprägt. "Zahlreiche Aktivitäten prägten ihre Lehrerrolle, zunächst in der Gremienarbeit, Schulpolitik und Entwicklung eines Schulprofils", so Drollinger, der daran erinnerte, daß Christine Diez über mehrere Epochen Mitglied des Personalrates und der Schulkonferenz und über 20 Jahre Vertrauenslehrerin war, die Teestube gründete und ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm gestaltete. Sie war Mitbegründerin des Schüler-Lehrer-Gesprächs, initiierte Podiumsdiskussionen, Friedenstage und weitere politische Veranstaltungen, konzipierte Projektwochen und gründete und gestaltete mit Wilhelm das jährlich stattfindende Musik-Literaturcafé im Rahmen des Weihnachtsbasars. "Bei all diesen Aktivitäten vergaßen Sie niemals, Ihren Pflichten im normalen Alltag nachzukommen", lobte Drollinger. Neben diesen vielfältigen Aktivitäten werde der Name Christine Diez an der Rheingauschule immer mit der von ihr ins Leben gerufenen Gründung der Musiktheatergruppe "MuTh" verbunden sein. Die zahlreichen Inszenierungen der "Muth" hätten alle einen riesigen Erfolg verbuchen können und wurden 2003 mit dem Sonderkulturpreis des Kreises für Christine Diez gekrönt.
Drollinger erinnerte auch an die Pflege der Partnerschaft mit der Rheingauschule in Berlin-Schönefeld und die Gründung der Initiative "Schule macht Kultur/ Kultur macht Schule" in Zusammenarbeit mit Dr. Hüther, dem Vorsitzenden des Fördervereins, an die Zusammenarbeit mit der Initiative "Geisenheimer Kunstschaufenster", den Aufbau eines Kostüm- und Requisitenfundus sowie einer professionellen Licht- und Tonanlage für die Aula und die Initiierung und Betreuung der Restaurierung des wertvollen Ibach-Flügels in der Aula.
Und auch Horst Wilhelm hat die Rheingauschule nachhaltig geprägt, wobei die 33 Weihnachtskonzerte unter seiner Leitung, die Leitung und Organisation des Schulchors und Vokalensembles wohl an erster Stelle stehen. Drollinger erinnerte an die Organisation, Gestaltung und Mitwirkung bei vielen Schulveranstaltungen, Abifeiern, Rundfunkaufnahmen, Schulgottesdiensten, Kirchenveranstaltungen, Tonträgerproduktionen, beim Lehrerchor, als Organist bei Schulgottesdiensten und Kirchenkonzerten, an Konzertreisen mit Schulchor und Orchester ins Ausland, an die Theaterkooperation mit dem Staatstheater Wiesbaden in Verbindung mit Musikdramaturgie, Theater-Musikwerkstatt, regelmäßige Theaterbesuche mit Schülern, die Mitwirkung als Pianist bei Solistenkonzerten zur Pflege der Schulgemeinschaft in Kooperation mit Ehemaligenverein und Elternbeirat bei Weinproben und Liederabenden, aber auch an die Tätigkeit als Fachberater für die Überprüfung und Auswahl der Abiturverschläge, als Mentor in der Referendarausbildung, an Studienfahrten und Kulturstudienfahrten gemeinsam mit Diez mit Musikkursen, die pädagogische Mitwirkung bei Klassenfahrten, die Initiierung und Entwicklung des Betriebspraktikums, die Schulpartnerschaft mit Chauvigny in Frankreich und die frühere Tätigkeit im Personalrat und als Vertrauenslehrer. Besonders hob der Schulleiter die Zusammenarbeit mit der MuTh und Kollegin Diez hervor. Es sei einmalig, daß Wilhelm bei der Vielzahl dieser Aktivitäten und der Leistungen als Pädagoge im musischen Bereich die Organisation und Betreuung der jährlichen Weihnachtskonzerte im Geisenheimer Dom geschafft habe. "Fachkompetenz, Begeisterungsfähigkeit, Einsatz, Engagement, menschliche Wärme, Wertschätzung der Schüler, Ausgleich, Diplomatie, und Teamarbeit sind die persönlichen Eigenschaften, die Sie immer wieder in Ihrem Lehrerberuf gewinnbringend vermitteln konnten", so Drollinger.
29 Jahre hatte Jürgen Oehl an der Rheingauschule Chemie, katholische Religion und Ethik unterrichtet. "Gleich von Beginn an prägten Sie das Fach Chemie hier an der Schule, verwalteten die Chemiesammlung und betreuten so manchen Leistungskurs und mehrere Tutorgruppen. Besonders hilfreich erwiesen Sie sich durch bereitwillige Abordnungen an die Gutenbergschule in Eltville. Deshalb wurde Ihnen 1985 die Aufgabe übertragen, zwischen Realschule und der Dependance der Rheingauschule, so bezeichnete man damals noch das heutige Gymnasium Eltville, koordinierende Tätigkeiten zu übernehmen. Sie haben diese Aufgaben außerordentlich umsichtig und zuverlässig erfüllt und Ihre Tätigkeit in wöchentlichen Berichten dokumentiert", so Drollinger. Außerdem habe er LRS-Schüler betreut und mehrere Fortbildungen absolviert. Im Fach Religion unterstützte Oehl viele Jahre die Fachschaft bei der Gestaltung und Durchführung von Gottesdiensten und leitete zeitweise die Fachgruppe. "Zu Schülern, Eltern und Lehrern pflegten sie immer ein vertrauensvolles, offenes Verhältnis. Auch waren Sie immer wieder bereit, bei Veranstaltungen Betreuung und Aufsicht zu übernehmen", lobte der Schulleiter und erinnerte auch an Oehls besonderes Hobby, die Astronomie-AG. Abschied nehmen hieß es auch für Studienrat Carsten Meier und Studienrätin Dr. Astrid Stengel, die knapp fünf Jahre an der Rheingauschule Mathematik und Physik unterrichtet hat und jetzt an eine Schule in Eschborn wechselt. Meier lehrte fast drei Jahre an der Rheingauschule Mathematik, Physik und im Fach Informatik. Er wechselt nach Usingen.
Rheingau Echo vom 9.7.2010
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