Die Berlinfahrt 2019: Eine Reise, auf der die Schüler/-innen der E-Phase viel Neues sahen, erlebten und vor allem lernten.
Als wir uns einschrieben, um an der Fahrt teilzunehmen, erwarteten wir Abenteuer und Spaß in der Hauptstadt Deutschlands, doch überrascht wurden wir mit einem Programm, das uns darüber hinaus auch Selbstständigkeit lehrte. Nach der ca. sechsstündigen Anreise mit dem Zug freuten wir uns, ein wenig Luft schnappen zu können, denn nach der Verteilung der Zimmer durften viele von uns Berlin zum ersten Mal live erleben. Mit Herrn Stadtmüller, Frau Wolfgang und unserem Referenten Achim Böttcher, der die Stadt bereits seit vielen Jahren kennt und uns in dieser Woche begleitet hat, unternahmen wir eine kleine Stadterkundung und waren vom Brandenburger Tor, dem Deutschen Bundestag, der Siegessäule und dem Potsdamer Platz beeindruckt!
Am nächsten Tag hieß es für uns: Reise in die Vergangenheit. Bei einer Führung durch die ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR in Berlin-Hohenschönhausen haben wir Einblicke in die Zellen der Häftlinge bekommen. Gerade das sogenannte „U-Boot“ zeigte, wie schwer die Zeit für die Insassen gewesen sein musste, da eine menschenunwürdige Behandlung, insbesondere die Manipulation der Psyche, zum täglichen Ablauf im Gefängnis gehörten.
Danach ging es zur Bernauer Straße, einer Stelle in Berlin, an der noch ein originaler Teil der Berliner Mauer und des Grenzstreifens zu sehen sind, welcher Berlin in Ost und West teilten. Neben dem Verlauf des Mauerbaus lernten wir die Schicksale einiger Menschen kennen, die aus Ost-Berlin fliehen wollten und dabei ihr Leben verloren, u.a. auch Kinder und Jugendliche. Nach diesem eher bedrückenden Kapitel der Berliner Geschichte schlenderten wir durch den Mauerpark, in dem heute verschiedenste Kulturen in lockerer Atmosphäre aufeinandertreffen.
Am Montag beschäftigten wir uns intensiv mit den Parlamenten der BRD und starteten unsere Exkursion im Deutschen Bundestag. Nach einem kurzen Vortrag über den Aufbau des Plenarsaals und einem Einblick in das Leben eines Abgeordneten, bekamen wir die Möglichkeit, dem FDP-Abgeordneten, Herrn Müller, einige Fragen zu stellen. In dieser einstündigen Fragerunde redeten wir über Themen, wie den Umweltschutz, die Option einer europäischen Armee und die aktuelle Sicherheitslage im Iran. Dieses Gespräch war das persönliche Highlight vieler Schüler. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir anschließend die Sicht über die Stadt von der Kuppel des Bundestages aus genießen. Danach besuchten wir den Bundesrat, wo wir uns mit dem Prozess der Gesetzgebung auseinandersetzten. Zum Abschluss des Tages schauten wir gemeinsam eine Film-, Licht- und Tonprojektion im Parlamentsviertel an, die die Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland und des Reichstagsgebäudes zeigt.
Am Dienstag waren wir in der Gedenkstätte des ehemaligen Arbeits- und Konzentrationslagers Sachsenhausen, in der wir einen Überblick über die Struktur der Anlage erhielten. Zwischen 1936 und 1945 waren hier mehr als 200.000 Menschen inhaftiert, wovon mehrere zehntausend ermordet wurden, aber auch nach Kriegsende wurden die meisten Gebäude von der Sowjetunion weitergenutzt. In Kleingruppen recherchierten wir vor Ort zu verschiedenen Themen rund um Sachsenhausen. Noch am Abend beschäftigten uns die rührenden Schicksale der Insassen.
Vom Erkunden verschiedener Stadtteile Berlins, bis zum weiteren Kennenlernen der deutschen Geschichte in zahlreichen Ausstellungen und Museen – am Donnerstag konnten wir interessenspezifisch Eindrücke der Stadt sammeln, die wir zum Abschluss der Gruppe präsentierten, bevor wir an diesem letzten Abend unserer Berlinfahrt gemeinsam zu einem Italiener essen gingen.
So neigte sich die Studienreise dem Ende zu. Sie schweißte unsere Gruppe durch Abenteuer, Emotionen sowie Spaß zusammen und lehrte uns viel über Vergangenheit und Zukunft. Wir alle lernten mehr, als wir erwartet hatten: Nicht nur über das heutige Leben in Berlin, sondern auch über die bewegte Geschichte der Hauptstadt. Anhand der tragischen Schicksale von abertausenden Menschen, die in der NS- aber auch in der DDR-Zeit getötet, eingesperrt oder misshandelt wurden, wurde jedem von uns klar, dass wir Glück haben, in einem derart demokratischen und freien Staat wie dem heutigen Deutschland zu leben. Es ist unsere Verantwortung dafür zu sorgen, dass auch unsere Zukunft und damit die Zukunft Deutschlands weiterhin gerecht und frei bleiben.
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