Start Rund um die Schule "Bad News" - Ausflug zur Biennale in Wiesbaden
"Bad News" - Ausflug zur Biennale in Wiesbaden PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Daria Tenge / Charlotte Ferrer Gil   
Mittwoch, den 17. Oktober 2018 um 09:11 Uhr

Am Freitag, dem 31.08.2018, trafen wir uns, der Leistungskurs Kunst Q1 von Frau Kissel, um halb drei am Wiesbadener Bahnhof, um von dort aus einen Rundgang durch Wiesbaden zu beginnen, der uns die Vielfalt der diesjährigen Kunst-Biennale offenbaren sollte. Bereits gegenüber des Bahnhofs war ein Teil der Biennale aufgebaut. Dort stand eine Mauer, gesponsort von der Firma ‚Hesco‘. Diese Mauer war zunächst relativ unspektakulär, ihre Bedeutung erklärte sich aber durch ein gemeinsames Gespräch. Die Firma erbaut seit Jahren Mauern in kürzester Zeit, womit sie auch werben. Doch uns stellte sich die Frage, ob man einen blitzschnellen Mauerbau so gutheißen sollte, besonders, wenn man an die deutsche Geschichte oder die Wahlversprechen Trumps denkt. Mit ein wenig Abstand zueinander, waren Zettel an der Mauer aufgehängt. Teilweise sehr absurde Kommentare schmückten die sonst völlig weißen Papiere. Wir stellten jedoch schnell fest, dass nur eine Seite diese Zettel trug. Die andere Seite war leer, lag dauerhaft im Schatten und strahlte eine greifbare Kühle und Leere aus. Die eine Seite präsentierte Meinungsfreiheit, die andere eine uns befremdliche Situation des Zwangs und ungewollter Gefangenschaft.

Bald ging es weiter und unser Weg führte uns zum Wiesbadener Staatstheater. Schon von weitem erkannte man eine große Holzrampe, die ins Innere führte und nicht nur eine Reihe Oldtimer, sondern auch eine große Leinwand im eigentlichen Zuschauerbereich zugänglich machte. Das Staatstheater war zu einem Autokino umgebaut worden. Man selbst befand sich ungewöhnlicher Weise auf der eigentlichen Bühne und konnte zu bestimmten Zeiten aus einem Auto heraus alte Filme schauen. Man erkannte schnell den Unterschied zwischen der Barock-Kultur des Zuschauerraums und der amerikanischen Popkultur des errichteten Autokinos und das Ganze war wirklich sehr interessant anzuschauen, auch wenn gerade eigentlich gar kein Film lief. Mit der Besichtigung des Autokinos waren wir im Staatstheater aber noch nicht fertig. Im eigentlichen Foyer hatte ein Rewe seinen Platz gefunden. Dieser führte, zusammen mit der Decken- und Wandgestaltung, bei einigen unseres Kurses zu einer kleinen Reizüberflutung. Die Nachricht dahinter war jedoch deutlich: Werden Sachen nicht mehr gebraucht, sind unrentabel, werden sie umfunktioniert. So war das zwar nur für kurze Zeit real und schockierend, denn der Rewe war nur während der Biennale dort vorzufinden, doch es war klar verständlich: die Konsumkrake und die Populärkultur haben jetzt auch unser Staatstheater befallen.

Der letzte Teil unseres Ausflugs führte uns zur City Passage. Hier waren kaum Zeichnungen oder Gemälde ausgestellt, dafür gab es zahlreiche Performances zu sehen. Jede dieser Performances war ziemlich verwirrend und befremdlich für uns. Besonders gefangen hat einige von uns die Performance zum Thema ‚häusliche Gewalt‘ des schwedischen Künstlers Markus Öhrns. Die zwei Darsteller, riesige Puppenmasken tragend und damit anonymisierend sowie verallgemeinernd, spielten ein Paar. Die Stimmung wirkte anfangs ziemlich kalt und eisig und laut der Beschreibung sollte es gegen Ende ziemlich hitzig sowie gewaltvoll zugehen. Sehen konnten wir nicht alles, denn die Vorstellung ging ziemlich lang und wir waren neugierig auf all die anderen Sachen, die die City Passage noch bot. Der hintere Bereich der Passage griff noch einmal deutlicher das Hauptthema ‚Bad News‘ auf. Darstellungen von Kindesmisshandlungen, Tierquälerei und Vergewaltigung tauchten alles in eine gruselige, fast schon grausame Atmosphäre sowie Gesamtwirkung, zusammen mit schwachem Licht und vielen dunkleren und vernachlässigten Bereichen. Auch war es uns dort möglich, Personen, die seit Tagen in der City Passage lebten, über Bildschirme zu beobachten. Diese hatten sich freiwillig in diesen Räumen einsperren lassen und hatten weder Sonnenlicht, noch richtigen Kontakt zur Außenwelt, bis auf ein Chatforum, auf dem Interessierte und Künstler mit ihnen schreiben konnten.

Eine Abwechslung und gleichzeitig Beruhigung der Nerven bildete noch einmal der letzte Raum der City Passage. Dieser war über und über mit Graffiti bedeckt. War es an Wänden, Fenstern, der Decke oder dem Boden, alles war vollgesprayt. Überall im Raum standen Sprühflaschen für die Besucher zur Verfügung, um sich ebenfalls irgendwo im Raum zu verewigen. So hatte der Raum bald ein riesiges ‚KUNST LK‘ an der Wand stehen, da wir uns ebenfalls nicht zurückhalten wollten. Am Ende waren wir, trotz teils ziemlich gruseliger Darstellungen, ziemlich begeistert von der Biennale und kehrten wenig später beeindruckt in unsere Heimatorte im Rheingau zurück.

Die Biennale war insgesamt ziemlich aufregend. Sie war in keiner Weise mit einer normalen Bilderausstellung zu vergleichen und bot Abwechslung und interessante Themen, die einen sehr zum Nachdenken angeregt haben. Auch die Probleme unserer Welt wurden uns nähergebracht und zeigten uns, dass es nicht so bleiben sollte. Diskussionen darüber wurden im Unterricht noch weiter geführt.

biennale1biennale3biennale4biennale5biennale6biennale2