"La sensación del Camino de Santiago"? - Die Ambivalenz des Titels ist bewusst gewählt. Der Jakobsweg ist nicht nur eine Sensation, ein großartiges Erlebnis, für jeden Pilger oder Wanderer, er ist auch eine sensación, ein ganz besonderes Gefühl, für jeden, der sich einmal auf ihn eingelassen hat.
Egal ob Paulo Coelho, Hape Kerkeling oder Shirley MacLaine, selbst der großartigste Bestseller kann dem Leser bestenfalls eine Ahnung von dieser einmaligen - tatsächlich spirituellen - Erfahrung vermitteln. "Spiritualität – ist das nicht Hokuspokus, Spökenkiekerei?", stellt sich der nüchterne Leser und kritische Gläubige die Frage. Ob der Camino möglicherweise einmalige nahezu magische Eigenschaften hat, mag sich jeder Jakobsbewegte selbst beantworten, auf alle Fälle ist eine spezielle Bewusstheit und ein spezielles Bewusstsein als Ergebnis der Begegnung mit der eigenen Innen- und Außenwelt nicht zu leugnen. Gemeinschaftsgefühl, Gelassenheit, Offenheit, Nähe, Selbstüberwindung, neue Prioritätensetzung sind nur ein paar der Stichwörter, die kaum beschreiben können, was den Jakobsweg im Inneren ausmacht.
Einen besonderen Stellenwert nimmt aber auch das äußere Ziel, Santiago de Compostela, ein: einerseits mittelalterliche Gassen, beeindruckende sakrale Architektur, steinerne Zeugen der Millionen von Pilgerscharen der vergangenen Jahrhunderte, andererseits lebhaftes Treiben zu (fast) jeder Tages- und Nachtzeit, Musik und Tanz, Malerei, Essen und Trinken zum Genießen, Ausdruck der berühmten spanischen Lebensart. Beinahe ein hedonistischer Kontrapunkt zur Spartanität und Selbstkasteiung der Wanderung, der nur durch den Besuch der Pilgermesse gebrochen wird. Aber auch hier das wiederkehrende Element der Opulenz in Form des "botafumeiro", eines überdimensionalen Weihrauchfasses, das an einer 66 Meter lange Kette durch das Schiff der Kathedrale geschwungen wird.
Das Pilgern oder Wandern auf dem Jakobsweg mit dem Ziel Santiago ist in jedem Fall keine x-beliebige Stufenfahrt, die jedem Schüler, der offen für besondere Erfahrungen außerhalb der "üblichen" Wege ist, ganz besonders ans Herz gelegt werden kann.
Im Anschluss einige Eindrücke von Teilnehmerinner der diesjährigen Wanderung auf dem Jakobsweg, die naturgemäß in erster Linie äußerliche Erfahrungen schildern. ¡Buen Camino!
Freitag, 15.06.2018 Heute war unser erster Tag in Spanien. Gegen 7:45 Uhr wachten wir auf und packten unsere Sachen ein, um die erste Etappe von 21,6 Kilometern zu beschreiten. Zuerst einmal gingen wir jedoch frühstücken. Es gab Churros, Toast mit Marmelade, Croissant und Ei. Anschließend gingen wir noch einkaufen, um uns den Tag über versorgen zu können. Gegen 11 Uhr liefen wir los. Nach einer Stunde machten wir eine erste kleine Pause, um unseren ersten Stempel zu holen. Auf dem Jakobsweg sammelt man Stempel, um später in Santiago beweisen zu können, dass man den Weg gegangen ist, um eine Urkunde zu erhalten. Langsam trennte sich unsere Gruppe, da einige schneller und andere langsamer liefen. In kleinen Gruppen liefen wir in Richtung Portomarin, wo unsere zweite Herberge war. Um 13 Uhr trafen wir uns noch einmal alle gemeinsam, um unser Proviant für den Tag gemeinsam zu essen. Ausgeruht liefen wir weiter, sammelten noch einige Stempel, sodass die ersten gegen 16 Uhr Portomarin erreichten. Als dann gegen 17:15 Uhr alle in Portomarin angekommen waren, besuchten wir noch eine Kirche. In der Herberge machten wir uns für ein gemeinsames Abendessen fertig. Wir aßen ein Pilgermenü. Jeder konnte zwischen verschiedenen Vor-, Haupt- und Nachspeisen wählen. Abends sind einige von uns noch zum See gegangen, um den Abend ausklingen zu lassen. Um 24 Uhr fielen wir alle müde in unser Bett. (Nele, Dinah und Gesine)
Samstag, 16.6.2018 Am zweiten Tag unserer Pilgerreise sind wir um 07:15 Uhr aufgestanden. Wir haben unsere kleinen Rucksäcke gepackt, da wir die großen Rucksäcke aufgrund der längsten Etappe von 25 Kilometern abgeben durften. Danach sind wir in ein Frühstückscafé gegangen. Dort gab es leckere Tortilla und Baguette mit Käse und Schinken oder Marmelade. Anschließend sind wir alle gemeinsam losgelaufen. Nach einer Abmachung über einen Treffpunkt für eine Pause nach 15 Kilometern sind wir in Kleingruppen weitergewandert. Nach den 15 Kilometern sind wir in einem Café eingekehrt. Dort haben wir unser Proviant gegessen und uns noch ein Eis geholt. Währenddessen haben wir Energie getankt und uns auf die noch vor uns liegenden 10 Kilometer vorbereitet. In Melide haben wir in der Herberge eingecheckt. Wir haben uns frisch gemacht, da wir an dem Abend noch in eine Pizzeria gegangen sind. Nach dem Essen hatten wir noch eine Stunde Freizeit. Einige haben Fußball geschaut, andere haben entspannt. (Mara, Elena und Alina)
Sonntag, 17.06.2018 Wir starteten unseren Tag in Melide, wo wir am vorherigen Abend angekommen waren. Nachdem wir die Herberge um acht verließen, erkundeten wir kurz als Gruppe die Altstadt. An diesem Tag konnten wir es langsam angehen, da wir nur 11 Kilometer vor uns hatten. Wir frühstückten wie die letzten Tage auch in einem typisch spanischem Café. Anschließend machten wir uns auf den Weg in einen Supermarkt, wo wir unsere Tagesverpflegung kauften. Nach einer Runde über den Markt, auf dem wir Käse und Brot für ein abendliches Picknick einkauften, und in die Kirche, liefen wir dann schlussendlich los. Kurz nach dem Start erreichten wir den 50-Kilometer-Stein. An diesem Tag sollte es keine gemeinsame Pause geben, weil wir nur wenige Stunden unterwegs sein würden. So wanderte jeder in seinem Tempo in kleinen oder größeren Gruppen nach Ribadiso, einem kleinen Örtchen auf dem Land, nahe eines etwas größeren Baches, in dem auch die Möglichkeit bestand sich abzukühlen.
Wir bezogen unsere Herberge, von der wir aufgrund der erst kürzlich fertiggestellten Räumlichkeiten alle ziemlich begeistert waren. Nachdem wir uns alle eingerichtet und geduscht hatten, trafen wir uns vor der Herberge zu einem Picknick mit unserem auf dem Markt erworbenen Essen. Danach durften wir uns alle frei bewegen, wobei sich die Mehrheit dafür entschied, das Fußballspiel Deutschland-Mexiko zu verfolgen. (Mona, Mara und Laura)
Montag, 18.06.18 Am Montag begann der Tag um 7 Uhr. Wie jeden Morgen packten wir schnell unsere Rucksäcke und machten uns bereit. Einige gaben etwas von ihrem Gepäck ab, um für die bevorstehenden 22 Kilometer nicht einen zu schweren Rucksack tragen zu müssen.
Diesmal mussten wir uns unser Frühstück erst verdienen, indem wir die ersten 2 Kilometer mit leerem Magen in eine etwas größere Stadt liefen. Dort hatten wir die Möglichkeit uns selbst eine passende Frühstücksbar auszusuchen, und auch die Einkäufe für den Tag zu erledigen. Um weiteres Leiden durch Blasen oder Allergien zu verhindern, stand uns auch eine Apotheke zur Verfügung. Danach ging es los.
Jeder ging in seinem eigenen Tempo, weshalb sich die Gruppe schon auf den ersten Kilometern teilte. Der Weg führte durch schöne Wälder und an vielen Bächen vorbei. Nachdem ca. 15 Kilometer geschafft waren, trafen wir uns zu einer gemeinsamen Mittagspause auf einer Wiese mit schattigen Plätzen. Wieder ausgeruht wanderten wir die letzten Kilometer wieder in Kleingruppen bis zu unserem Tagesziel in O Pedrouzo, wo eine eher luxuriöse Unterkunft auf uns wartete. Auch diesmal wurden wieder fleißig Stempel gesammelt, damit sich unser Pilgerausweis füllte und die Reise am Ende duch eine Urkunde belohnt werden konnte.
Da es bei unserer Ankunft früher Nachmittag war, konnten wir uns den Abend nach eigenen Wünschen gestalten. Um das Abendessen musste sich jeder selbst kümmern. Um 22 Uhr trafen wir uns noch einmal, um den Abend mit einem landestypischen Getränk ausklingen zu lassen. (Johanna und Luzina)
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