Nach einem spannungsgeladenen Auftakt, wofür die beiden Lehrerinnen sorgten, die sich darüber an dieser Stelle tunlichst ausschweigen…, kamen wir abends an unserem, nun schon seit Jahren bewährten „Camping Roma“ an. Der Aufschrei:“Der Supermarkt hat noch geöffnet!“ löste ein kollektives Glückstaumeln aus: bei den Schüler(inne)n, weil ein nahes Ende durch grauses Verhungern, bei den Lehrerinnen, weil eine nächtliche Sitzung bei „Mäckes“ in weite Ferne gerückt war.
So konnten wir gestärkt am nächsten Tag Bella Roma auf einem ersten Rundgang durchstreifen. Der Eindruck, dass der (kulturelle) Höhepunkt nicht etwa beim Anblick des Pantheons oder des Kolosseums, sondern beim Schlecken des weltbesten Eis bei „Giolitti“ erreicht wurde, war sicherlich ein falscher. (Und wenn nicht, dann nur zu verständlich: Questo gelato!! )
Aber dieses Highlight hatten sich die 11 Schüler(innen) der Ea wirklich verdient. Sie hielten nicht nur überall in, auf, unter, an den Sehenswürdigkeiten ihre vorbereiteten Referate, sie legten auch ohne Murren unter glühender italienischer Sonne Unmengen an Kilometern zu Fuß zurück. Auf diese Weise – mittlerweile unterstützt von unserem von Frau Bandl und mir „berufenen“ ehemaligen Lateinkollegen Herrn Fischer – erschlossen sich ihnen antike Stätten wie das Forum Romanum, der Palatin, die Ara Pacis u.v.m. genauso wie klerikale Pompösitäten wie der Vatikan inklusive Petersdom. Auf dem Monumento Vittorio Emanuele entdeckten die SchülerInnen sogar einen Aufzug zu einem Aussichtsplateau, das mir bisher entgangen war. Und nachdem Anna mit der Ablenkungsfrage: „Was sind Ihre Lieblingsblumen?“ meine Höhenangst schlagartig erfolgreich therapiert hatte, genossen wir zusammen einen großartigen Ausblick auf das antike Zentrum dieser einzigartigen, ewigen Stadt: Roma Aeterna.
Dank der erneuten großzügigen finanziellen Unterstützung des Fördervereins und last – aber keineswegs least - der Elternspenden und des Engagements der Schülerinnen und Schüler (lukrativer Kuchenverkauf am Tag der Offenen Tür) konnten wir uns eine Besichtigung Pompejis und des Vesuvs leisten. An diesem Tag wurden wir bezüglich des georderten Busses mit italienischer (Un-)Pünktlichkeit konfrontiert (frei nach dem Motto: Allora, was sind zwei Stunden gemessen am Alter der Erde, eh?) Trotzdem schaffte es Herr Fischer, uns im Eiltempo treffsicher und kundig (was sonst?) die beeindruckendsten und pikantesten Sehenswürdigkeiten dieser tragisch versunkenen Stadt zu präsentieren, wie z.B. die wunderschönen Mosaiken im Haus der Vettier und die Gemächer, in denen das älteste Gewerbe der Welt praktiziert wurde. Der drückenden Schwüle folgte ein Schauer, und als wir uns dem Busparkplatz am Fuße des einstigen – und immer noch brodelnden – Unruhestifters näherten, war es zunächst ungewiss, ob ein Anstieg zum Krater ob eines drohenden Unwetters überhaupt möglich wäre. Aber es war, und verblüfft beobachteten wir beim Erklimmen des Vulkans, wie tief unter uns die Bucht von Neapel zusehends hinter einem weißen Regenvorhang verschwand. Beim Unterstand kurz vor dem Krater angekommen, schleuderte Jupiter auch schon grimmig seine Blitze auf uns herab, klangkräftig untermalt von dröhnendem Donner. Eigentlich eine ideale Szenerie für einen der Eingänge in die Unterwelt, beherrscht vom düsteren Deus Hades. Das fanden auch einige unserer Schützlinge, die sich, ummantelt von spontan erworbenen Regencapes, frohgemut für die letzten Meter zum Krater rüsteten. Davon, meine fatale Vorahnung kundzutun: „Spürt ihr denn nicht, wie der Hauch des Hades uns in sein Innerstes zu saugen sucht??“, sah ich dann doch ab, um stumme Blicke, die sicher sehr lang auf mir geruht hätten, zu vermeiden. Statt dessen kramte die mythologieverliebte Philologin krude Kenntnisse alter Schulphysik zusammen und raunte Unheilvolles von menschlichen Blitzableitern auf Bergeshöhen. Aber Jupiter hatte ein Einsehen - vielleicht erfasst vom Geist des Rheingaus?- und schon bald konnten wir den an vielen Stellen dampfenden Krater des Vesuvs bestaunen.
Schön war sie, die Woche mit der Ea. Und die Heimreise verlief auch ganz … spannungslos. Fast schon langweilig. Manchmal ist das gut so!
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