SCHULWAHL: Eltern und Kinder beachten praktische Aspekte / Junges Kollegium als Kriterium.
"Herzlich willkommen in der Rheingauschule" steht schon vor dem Eingang auf einem Transparent und auch im Inneren geben sich Lehrer und ältere Schüler alle Mühe. Beim Tag der offenen Tür für Viertklässler und ihre Eltern sowie potenzielle Späteinsteiger von den Realschulen erwartet die Besucher gleich im Flur eine Informationstheke, jeder bekommt Raumpläne und ein Faltblatt in die Hand gedrückt. Es gibt eine Schulrallye, Schnupperunterricht und Schulleiter Karl-Heinz Drollinger erläutert, was sein Haus von 160-jähriger Tradition, über Unterrichts-Schwerpunkte, Mensa und Spezialklassen für ehemalige Realschüler in der elften Jahrgangsstufe zu bieten hat.
Entscheidung bis 5. März
Derzeit besuchen rund 900 Kinder und Jugendliche die Rheingauschule, die mit der St. Ursula-Schule und dem Eltviller Gymnasium um die Rheingauer Viertklässler wirbt. Doch was gibt letztlich bei der Zielgruppe den Ausschlag für das eine Gymnasium oder das andere? Für Bernd Schönleber spielt beim Wettbewerb der Schulen untereinander eine große Rolle, wie es um die "Fortschrittlichkeit" bestellt ist. "Gerade bei den Naturwissenschaften ist mir das sehr wichtig", erklärt er und bewertet ein junges Kollegium als gutes Zeichen. Die benachbarte St. Ursula-Schule hat die Familie aus Oestrich-Winkel zuvor besichtigt. Bis zum 5. März bleibt Zeit bei der Schulwahl. "Wir wollen uns zwischen diesen beiden Schulen entscheiden", sagt Mutter Susanne Schönleber.
Dass die Rheingauschule Spanisch als zweite Fremdsprache vorsieht, gilt als Pluspunkt. Auch Marion Ferrer aus Oestrich-Winkel wünscht sich, dass ihre Tochter Charlotte diese Sprache lernt - allein schon wegen familiärer Bindungen nach Spanien. Musik kommt ebenso hohe Bedeutung zu. Charlotte will Geige spielen und hat sich gerade die Präsentation der Streichergruppe durch die Musikpädagogin Christine Galka angeschaut.
Oft nehmen jedoch vor allem praktische Dinge wie Ortsnähe und persönliche Beziehungen den meisten Raum ein. "Die Tochter hat entschieden", erzählt Michael Kallenbacher und Viertklässlerin Jana erläutert: "Ich habe viele Freundinnen hier." Der Vater berichtet wiederum, dass seine Frau und ein Bruder die Rheingauschule besucht haben. Von der Verkehrsanbindung vom Wohnort Winkel zum Eltviller Gymnasium hat er "nur Schlechtes gehört" und will Jana lange Fahrzeiten ersparen angesichts steigenden Stresses durch den verkürzten Weg zum Abitur.
Schule soll zum Kind passen
"Wir wohnen in Geisenheim und die Schule hat einen guten Ruf, es gibt keinen Grund, woanders hinzugehen", argumentiert ganz ähnlich Petra Müller, die sich mit Sohn Johannes umschaut. Heinz-Michael Becker aus Oestrich-Winkel hat in der Rheingauschule selbst sein Abitur gemacht, seine Frau Marion Grösch-Becker und eine Tochter waren nebenan in der St. Ursula-Schule. Beide Einrichtungen hätten ihre Vorzüge, mal musisch und mal sportlich. Wohin Sohn Johannes geht, ist noch offen: "Das System muss zum Kind passen."
Wiesbadener Kurier vom 8.2.2010
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