Weihnachtskonzert der Rheingauschule. Das heißt 33 Jahre lang eine Tradition pflegen, auf die die Schulgemeinschaft stolz sein kann. Das heißt aber auch jedes Jahr aufs Neue in der Vorbereitung die Schüler zu motivieren, mitzureißen auch wenn die Sommersonne lacht, um dann doch das Gloria zu proben. Einer der es immer wieder versteht, die gesamte Truppe der 5. Jahrgänge bis hin zu den Oberstufenschülern von den ersten Tönen nach den Sommerferien bis hin zum Höhepunkt der Aufführung im Rheingauer Dom bei der Stange zu halten, ist Horst Wilhelm.
Konzertära
Seit 1974 ist er als Lehrer für Musik und Deutsch an der Schule, 1977 begann die Ära der großen Weihnachtskonzerte. Horst Wilhelm hält seit über drei Jahrzehnten die Fäden in der Hand, lange Zeit in Kooperation mit dem früheren Kollegen Gerd Kremer, der die Orchesterarbeit stemmte und in dessen Fußstapfen seit letztem Jahr Juliane Seibert getreten ist. Auch Christine Diez ist zu nennen, die wie Wilhelm unermüdlich für die musische und vor allem darstellende Kunst verantwortlich zeichnete. Für beide geht am Ende des Schuljahres die Lehrtätigkeit zu Ende, mit dem letzten Ton des jüngsten Weihnachtskonzerts war auch für Horst Wilhelm nach 33 Jahren die Ära der Traditionsveranstaltung vorbei.
Auch das letzte Konzert unter seiner Gesamtleitung erforderte ein weiteres Mal ganzen Einsatz; von Chor, Solisten, den Orchestern, Bigband, Combo, Sprechern, Technik und den Musikkollegen. 250 Mitwirkende unter einen Hut zu bringen ist eine Höchstleistung, wie in einem Bienenschwarm geht es am Anfang zu. Vor allem die "Neuen" haben noch keine Ahnung, was auf sie zukommt. Da ist von den Fünftklässlern die Rede, die Wilhelm wie jedes Jahr komplett verpflichtet mitzumachen. Über 4300 Schülern ging es in 33 Jahren so.
"Einmal in ihrer Laufbahn als Rheingauschüler müssen sie die Atmosphäre und den Zauber eines großen Auftritts spüren, das ist eine gute Erfahrung und gehört zum Reifeprozess eines jeden Schülers dazu", da spricht ganz der Musikpädagoge. Und Recht hat er, denn viele bleiben auch bis zum Abitur dem großen Ereignis treu. Während sich im Dom die Zuhörer drängen und bis auf den letzten Stehplatz alles besetzt ist, gibt es im Pfarrzentrum für die Chorleute die letzten Instruktionen. Da blieb für Wehmut keine Zeit.
Zwei große Gesamtproben mit allen Mitwirkenden haben sie hinter sich. Jeder weiß worauf es ankommt, denn beim ersten Ton geht ein Ruck durch die Mitwirkenden. Das Orchester ist bereit, der Einzug der Sängerinnen und Sänger beginnt und sofort werden Spannung und Empfindsamkeit spürbar.
Festliche Atmosphäre macht sich breit, besinnliche Adventsmusik, klassische Gedichte, moderne Textpassagen, spirituelle Gesänge und Psalmen stehen im Wechsel mit hymnengleichen Chorsätzen und mitreißenden Bigband-Klängen. Am Ende des über zweistündigen Konzertes rauschender Beifall für die jungen Akteure und den Mann, der "das Bild der Rheingauschule mit 33 Konzerten maßgeblich geprägt hat", so Schulleiter Karl-Heinz Drollinger.
Ständchen von Ehemaligen
Die Verabschiedung Wilhelms fällt schwer. Ehemalige treten vor, um ihrem "alten Lehrer" ein einfühlsames Ständchen zu bringen. Auch der Dank seiner Schützlinge geht nicht ohne Tränen ab, das sind Momente die auch Horst Wilhelm unter die Haut gehen. Tolle Referendare und Kollegen werden auch in Zukunft die Tradition mit frischem Wind weiter pflegen, ist er sicher. Und dem Publikum ruft er zu: "Tragen Sie die Seele der Muse weiter und singen sie, auch wenn die Töne falsch sind."