Freies Soziales Jahr, Beruf oder direkt ins Studium: Der Berufsinformationstag der Rheingauschule in Geisenheim bietet Lösungen für die Frage: „Wie geht es nach dem Abitur weiter?“.
Gummibärchen sind offenbar das beliebteste Präsent, das in der Rheingauschule in Geisenheim beim Berufsinformationsnachmittag verteilt wird. Debora Hofmann von der iMi-Gruppe mit Standort in Eltville wirbt aber natürlich noch mit weiteren Dingen. Duale Studiengänge zählen dazu.
Informatik, BWL und Kommunikation stehen bei der Agenturen-Gruppe immer wieder im Mittelpunkt. „Für viele junge Leute ist das ein attraktives Angebot“, erklärt die Personalreferentin, zumal man dann schon in der Ausbildung Geld verdient.
Die Nachfrage sei hoch, trotzdem strebt es Hofmann an, „so früh wie es geht“, mit Schülern in Kontakt zu kommen. An diesem Nachmittag bilden 360 Gymnasiasten, das sind die drei ältesten Jahrgänge der Rheingauschule, die Zielgruppe für potenzielle Arbeitgeber.
Dass etliche von ihnen nach dem Abitur erst einen Freiwilligendienst anstreben, häufig verbunden mit einem Auslandsaufenthalt, ist für Hofmann begrüßenswert wegen der „positiven Lebenserfahrung“, die sich dabei sammeln lässt. Danach suchten die meisten wieder einen Job im gewohnten Umfeld. „Der Trend geht zum Auslandsengagement“, bestätigt der Lehrer Björn Steffen, der die Veranstaltung organisiert.
Dass die Oberstufenschüler im G-8-Modell lernen und früh das Abitur machen ist womöglich ein Grund, dass sie sich ein Jahr Zeit nehmen wollen, um andere Sprachen und Kulturen kennenzulernen. Catharina Puth von der Sportjugend Hessen schildert an einem Stand, wie ein Freiwilliges Soziales Jahr ablaufen kann rund um Training, Homepage-Betreuung und Organisationsaufgaben. Sie erzählt aus eigener Erfahrung: „Bei mir war es ein Basketballverein“, dazu kam der Einsatz in einer Schul-AG.
Oft berichten ehemalige Rheingauschüler an den knapp 20 Ständen. Zum Konzept zählen weiterhin Vorträge und lockere Gesprächsrunden mit Vertretern der Praxis. Mehrere Hochschulen sind präsent, Björn Steffen rechnet damit, dass 70 bis 80 Prozent seiner Schüler ein Studium planen. Aber auch ins Handwerk schnuppere mancher bei Praktika hinein, vor Ort in der Aula gibt es nun weitere Informationen.
Perspektiven auch im Handwerk „Karriere als Friseurin“ oder „Dachdecker – dein Beruf“ lauten die Titel der Broschüren, die Mirjam Abraham von der Kreishandwerkerschaft ausgebreitet hat. „Wir wollen herausstellen, dass die Berufsaussichten gleichwertig sein können“, erläutert sie. Eine betriebliche Ausbildung muss demnach nicht hinter einem Studium zurückstehen. Und im Handwerk gebe es Perspektiven, mal eine Firma zu übernehmen.
Die Zahnärztin Stefanie Reuter-Großehelleforth aus Rüdesheim beschreibt ihren Beruf als krisensicher und flexibel, zudem könne er weltweit ausgeübt werden. „Der Bedarf ist da“, sagt sie zu den Chancen, sich etablieren zu können. Teilzeit-Arbeit sei möglich und wird sich immer mehr durchsetzen, denn „die Medizin wird weiblicher“. Das führt dazu, dass für einen ausscheidenden Zahnarzt mehr als ein neuer Kollege nachrücken muss, um die Lücken zu schließen. Nachwuchs wird also allerorts gesucht.
Wiesbadener Tagblatt vom 11.9.2018
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