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Rückkehr der Rheingauschule zu G 9 ist beschlossene Sache PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier   
Dienstag, den 20. Februar 2018 um 08:22 Uhr

Von Romeo und Julia bis Wilhelm Tell spielt eine Gruppe beim Tag der offenen Tür der Rheingauschule in Geisenheim vor der Aula kurze Theater-Szenen vor. Für „Alice im Wunderland“ steigt eine Darstellerin schon mal auf einen Tisch. Nüchterner geht es beim stellvertretenden Schulleiter Lars Jügler zu, der eine Etage tiefer vor einer Stellwand mit Fakten zum neunjährigen gymnasialen Schulsystem (G 9) steht.Pressegeist

„Wir stellen um“, erklärt Schulleiter Thomas Fischer. Im Sommer wird somit die Rheingauschule als letztes Gymnasium im Rheingau-Taunus und in Wiesbaden von der achtjährigen Gymnasialzeit (G 8) zu G 9 zurückkehren – die Schüler haben also wieder ein Jahr mehr Zeit auf dem Weg zum Abitur. Fragen dazu gebe es, sagt Jügler, doch insgesamt sei der Diskussionsbedarf überschaubar und nicht ideologisch geprägt.

Viertklässer gehören zur Zielgruppe des Infotages
Ein bildungspolitischer Grundsatzstreit entbrennt also offenbar nicht mehr um G 8 und G 9. „Wir glauben nicht, dass G 9 die Welt besser macht“, erklärt Fischer, und die Erfahrungen mit G 8 bewertet er nicht als schlecht. Doch die Eltern hatten wohl zunehmende Bedenken. Der Schulleiter spricht von einer „Abstimmung mit den Füßen“ – und „immer gegen den Strom zu schwimmen macht keinen Sinn“.

Beim Tag der offenen Tür wendet sich das Gymnasium, das 825 Schüler besuchen, vorrangig an Viertklässler und deren Eltern und an bisherige Realschüler, die das Abitur anstreben. Für beide Gruppen gibt es besondere Nachrichten. So erhalten die ehemaligen Realschüler in einer speziellen Klasse mehr Unterricht in den Hauptfächern. Bei den künftigen Fünftklässlern geht es um Lernzeit oder Freiarbeit.

Zu einer „Neuaufstellung“ gehört weiterhin, dass eine zweite Fremdsprache ab dem sechsten Schuljahr gelehrt wird und Doppelstunden den Stundenplan prägen – ab der neunten Jahrgangsstufe auch an einem Nachmittag. Das sind Punkte, die Alexandra Kilian unterschiedlich einordnet: Das Doppelstunden-Prinzip findet sie gut, mit der zweiten Fremdsprache solle besser später begonnen werden, meint sie.

Das Stichwort „Vorleistungskurse“ nennt die Mutter aus Oestrich-Winkel außerdem als Anregung. In der benachbarten St.-Ursula-Schule hat sie sich für ihren Sohn Lennart, dessen Wechsel auf eine weiterführende Schule ansteht, ebenso informiert. Wie sie meint, sind die Gymnasien im Rheingau alle auf einem guten Stand. Auch einem Vater aus Eltville imponiert, wie sich die Schule bemüht.

Dazu zählen am Tag der offenen Tür zum Beispiel Experimente mit Elektrizität, Trockeneis und einer Carrera-Bahn. Das soll sich im Alltag fortsetzen, erläutert Fischer, denn es sei geplant, für die Mittelstufe neue Schwerpunkte zu setzen. Einer davon heißt „Mint“, wobei die Abkürzung für „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik“ steht. „Europa“ ist das andere Thema, mit dem die Rheingauschule ihr Profil betonen möchte.

Wiesbadener Kurier vom 19.2.2018