Start Archiv - Rund um die Schule „...das kann ja gar nicht sein, ...das wäre ja illegal.“
„...das kann ja gar nicht sein, ...das wäre ja illegal.“ PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Medea Brand / Melissa Kissel   
Samstag, den 05. März 2016 um 10:09 Uhr

Exkursion nach Karlsruhe ins Zentrum für Kunst und Medientechnologie.

Die Fahrt zum ZKM in Karlsruhe am 3.Februar 2016 war eine Exkursion der Kunstkurse von Frau Kissel und Herrn Sobotta im Rahmen der Berufsorientierungstage.DSC 0064-Kopie

Wir machten uns dorthin auf, um aktuelle Kunst zu erleben - und bekamen genau das. Darüber hinaus bot die Ausstellung „Global Control and Censorship“ einen Einblick in das 300-tägige Kunstereignis GLOBALE, das im Rahmen des 300-jährigen Stadtjubiläums von Karlsruhe die ganze Stadt seit Juni 2015 bespielt. Aktuelle Themen wie Globalisierung und Digitalisierung wurden hier ins Blickfeld gerückt. „Weltweite Überwachung und Zensur – Global Control and Censorship“ wurde auf der Homepage des ZKM wie folgt angekündigt:

„Wie bestimmen Daten unseren Alltag? Wie werden sie kontrolliert und missbraucht? Dringen Sie ein in die »Infosphäre« und lernen Sie Ihren eigenen Umgang – und den Umgang anderer – mit Ihren Daten kennen in »GLOBAL CONTROL AND CENSORSHIP«“.

So trafen wir uns morgens an der Rheingauschule, um von dort aus mit dem Bus gemeinsam los zu fahren. 
(Wir haben es sogar alle geschafft, fast pünktlich da zu sein!)

Als wir an der Halle ankamen, wollten viele erst einmal (wie üblich) die Toiletten aufsuchen. 
Da begegneten wir schon der ersten künstlerischen Überraschung an diesem Tag:
 Neben den Eingängen zu den Toiletten stand nämlich ein Monitor, der eine Aufnahme einer Toilettenkabine von oben zeigte. Wir mussten uns gegenseitig erst noch einige Male versichern, dass diese Aufnahmen niemals reale Aufnahmen der Toiletten sein könnten, welche die Museumsbesucher benutzten, „das kann ja gar nicht sein...das wäre ja illegal.“ Etwas nervös waren wir aber doch, bis sich herausstellte, dass eine Kamera in einer der Kabinen einen an die Wand angebrachten Miniaturnachbau einer Toilettenkabine filmte.

Und so ging es weiter. 
Nach einem kurzen „Entrée“ mit diversen künstlerischen Positionen stand man plötzlich vor der Wahl von drei maschinell bespielten Durchgängen, die in den großen Ausstellungsbereich des 1. und 2. Lichthofs führten: Entweder gaben wir etwas von unserer DNA ab (auf Wattestäbchen), hinterließen unsere Fingerabdrücke auf einer digital ausgelesenen Glasscheibe oder wurden einem „Ganzkörperscan“ unterzogen. Wie viel Kontrolle lassen sich Menschen gefallen, selbst wenn es nur simuliert ist? 
Fast alle Schülerinnen und Schüler befolgten die Anweisungen, die wenigen, die sich weigerten, lösten Alarm aus.

Die abwechslungsreiche Ausstellung präsentierte neben Malerei, Installation, Zeichnung, Fotografie auch viel Videokunst, wie z.B. von Damian Weber, der eine singende, rückwärts fahrende Fahrradfahrerin zeigte, die das Lied „Die Gedanken sind frei“ rückwärts eingesungen hatte, was wiederum beim rückwärts Abspielen der Videoaufnahme das Lied erkennbar machte. Sollten wir jetzt bald unsere Gedanken auch verschlüsseln? Andere Videos zeigten das Austesten von neuen Betäubungsmethoden bei der Polizei oder aber aufleuchtende Straßenlaternen in japanischen Großstädten. 
Auch Fotografien von jeglichen Situationen des alltäglichen Lebens (wobei uns erneut Toiletten begegneten...), die ein Terrorverdächtiger von seinem Handyspeicher preisgab, leuchteten zu tausenden im Kleinformat an geknickten, griechischen Säulen auf. Es war eine Schau von unterschiedlichsten Künstlern, die auf ihre Art und Weise aufrüttelten, schockierten und grundsätzlich vermittelten, dass Kontrolle und Zensur heutzutage in jedes Leben eindringt. Haben Sie beispielsweise ihre Überwachungskamera am Haus gesichert? Oder kann die Welt auf diese Bilder ohne Weiteres zugreifen?


Die Ausstellung ist noch bis zum 1. Mai zu sehen und wirklich sehr empfehlenswert. Sie bringt Dinge ans Licht und lässt uns alltägliche Handlungsweisen überprüfen. Dies anhand von absolut aktuellen künstlerischen Positionen, die etwas jenseits des großen Kunstmarkts liegen und sehr spannende Tendenzen des 21. Jahrhunderts darbieten. Prädikat besonders wertvoll.

Medea Brand (Kunst-LK, Q2) und Melissa Kissel

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