Start Archiv - Rund um die Schule „Und? Wie war's bei euch in Polen?“
„Und? Wie war's bei euch in Polen?“ PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Jule Glock   
Montag, den 07. November 2011 um 11:12 Uhr

Polenfahrt_2011Die Frage, die wir in den letzten Wochen häufig gehört haben. Was soll man darauf antworten?

Um es auf's Minimum zusammenzufassen: Zum einen war es sehr traurig, emotional und erschreckend, zum anderen aber auch wunderschön, erfahrungsreich und lustig.

Los gings am Sonntagabend. Nach 17 Stunden stiegen wir müde, erschöpft und mit Po- sowie Rückenschmerzen aus unserem Reisebus in Krakau aus. Erlöst waren wir jedoch noch nicht. Es folgte eine zweistündige Zugfahrt von Krakau nach Oświęcim. Ein Abenteuer!  In Oświęcim angekommen wurden wir von Noel, einem sehr netten Zivi aus Wien begrüßt und zur Jugendbegegnugsstätte begleitet. Nach kurzem Einrichten folgte ein Stadtrundgang mit anschließendem Besuch im jüdischen Museum. Wir erfuhren, dass das uns so bekannte Auschwitz in Wirklichkeit Oświęcim heißt und den Namen Auschwitz schon unter habsburgerischer Herrschaft im 19. Jahrhundert bekam.

Früher gab es in Oświęcim eine große jüdische Gemeinde, heute lebt jedoch kein einziger Jude mehr in Oświęcim. Nur noch das Museum und die erhaltene Synagoge neben dem Museum erzählen vom ehemals reichen jüdischen Leben.

Die darauffolgenden Tage verbrachten wir in Auschwitz Stammlager und Auschwitz Birkenau. Eine Erfahrung, „die uns alle einen großen Schritt erwachsener werden lässt“, so unser Begleiter Herr Schunk.  Frau Adamcik, unsere Museumsführerin, erzählte uns viel über die beiden Konzentrationslager und trieb uns mit ihren Worten mehrere Male Tränen in die Augen. Wenn man nicht selbst einmal in Birkenau gewesen ist, ist es schwer zu verstehen, wie ruhig man plötzlich wird, niemand mehr einen Ton sagt, sich ein Kloß im Hals bemerkbar macht und wie man eine Fläche von 40 km² fassungslos anstarrt.

Mit Hilfe von Elli, Bildungsreferentin, konnten wir diese Besuche ein wenig auswerten und ein paar Fragen klären, jedoch bleiben Fragen offen, die man niemals beantworten, geschweigenden  erklären kann. Auch unser Zeitzeugengespräch mit Wilhelm Brasse, ein polnischer Häftling der zum Lagerfotografen wurde, klärte einige unserer Fragen. Wir lauschten alle gespannt seiner schrecklichen und traurigen Geschichte. Mit seiner humorvollen und sympathischen Art beeindruckte er uns.

Nach diesen Tagen in Oświęcim fuhren wir mit dem Zug zurück nach Krakau, wo wir drei wunderbare Tage vollbrachten. Wir besichtigten die sehr schöne Altstadt und machten eine Führung im damaligen jüdischen Viertel Kazimierz, bei der wir unter anderem den jüdischen Friedhof sowie eine Synagoge besuchten. Auch den Stadtteil Nowa Huta konnten wir uns anschauen. Beeindruckend war das Schindlermuseum, das sehr empfehlenswert ist.

Morgens genossen wir unser Frühstück in unserem Hostel und unsere „kleine, kommunistisch, sozialistische Küche“ begeisterte Frau Bersch und Herr Schunk jeden Morgen aufs Neue.

Wir lernten ein bisschen polnisch und ließen uns das polnische Essen schmecken. Dieses Essen und die Erfahrungen die wir in der Woche in Polen gemacht haben, überzeugten viele von uns. „Wir fahren noch mal nach Polen!“, war aus vielen Mündern zu hören.

Eine Fahrt, die wir nicht mehr vergessen werden. Eine Fahrt, die uns erwachsener gemacht hat, aber auch als Gruppe näher zusammengebracht hat. Eine Fahrt, die traurig und wundervoll zugleich war. Eine Fahrt, die sich nicht wirklich in Worte fassen lässt, da man so eine Erfahrung selbst machen muss. Eine Fahrt, die wir auf jeden Fall empfehlen können!