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Stephan Krawczyk an der Rheingauschule PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Karl-Heinz Drollinger   
Mittwoch, den 11. Mai 2011 um 21:21 Uhr

Begrüßung des Schriftstellers und Liedermachers Stephan Krawczyk in der Aula der Rheingauschule am 10. Mai 2011 durch den Schulleiter der Rheingauschule

krawczykLiebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich hier in der Aula der Rheingauschule, dem ältesten Gymnasium im Rheingau, das in seiner über 160jährigen Geschichte sich stets  für die Freiheit, insbesondere die Gedankenfreiheit, eingesetzt hat. Es ist daher auch kein Zufall, dass bei besonderen Jubiläen bzw. bei der Einschulung unserer 5. Klassen häufig noch das Lied: „Die Gedanken sind frei“ erklingt und wir mit unserem Slogan: „Der Geist des Rheingaus“  auf eine weltoffene, freiheitsorientierte und tolerante Geisteshaltung hinweisen.

Und so begrüße ich in besonderem Maße unseren heutigen Gast, den Schriftsteller, Komponisten und Sänger, Herrn Stephan Krawczyk, der im Rahmen des Gedenkens anlässlich des 50. Jahrestages des Baus der Berliner Mauer am 13. August 1961 uns eine besondere Konzertlesung präsentiert.

Unser Dank gilt in besonderem Maße der Initiatorin der heutigen Veranstaltung, Frau Cornelia Holtmann, die ich hiermit auch ganz herzlich begrüße. Sie ist eine ehemalige Rheingauschülerin und unserer Schule immer sehr verbunden. Heute ist Frau Holtmann  Leiterin des Regionalbüros Wiesbaden der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der Karl-Hermann-Flach-Stiftung.

Ich glaube, es gibt kaum einen besseren Zeitzeugen als Herrn Krawczyk, der so hautnah und unmittelbar entscheidende Entwicklungen in der ehemaligen DDR persönlich miterlebte.

  • 1955 in Weida geboren, wurde er nach dem Abitur und Wehrdienst
  • 1976, dem Jahr der Biermannausbürgerung, Mitglied der damaligen SED und studierte
  • 1978 in Weimar Konzertgitarre. In der Folgezeit erhielt er mehrere Preise und veröffentlichte Schallplatten, wehrte sich gegen den Begriff eines „Staatskünstlers“ und trat immer stärker in Opposition zur DDR.
  • 1985 trat er aus der SED aus und erhielt wegen seiner kritischen Texte und  Forderungen nach Einhaltung der Menschenrechte Berufsverbot; jahrelang wurde er von der Stasi überwacht und schließlich
  • 1988 verhaftet und in Isolationshaft gesteckt, bis dann zwei Wochen später, am 2. Februar
  • 1988 gemeinsam mit seiner Frau, der Regisseurin Freya Klier, die Abschiebung in die Bundesrepublik erfolgte.

Heute lebt Herr Stephan Krawczyk als freier Schriftsteller und Liedermacher in Berlin.

Wenn es zwar gegenwärtig um die ehemaligen Oppositionellen aus der damaligen DDR aus verständlichen Gründen etwas leiser geworden ist, so prägt die Vergangenheit immer noch unsere Gegenwart.

Gerade gestern konnte man in der „Frankfurter Rundschau“ lesen, dass in Berlin-Zehlendorf ein Platz nach dem 1999 verstorbenen DDR-Bürgerrechtler und Schriftsteller Jürgen Fuchs, einem Ihrer Mitstreiter, eingeweiht wurde und dass der neue Stasi Beauftragte, Roland Jahn, mit seinem Ansinnen,  50 ehemalige Stasi-Mitarbeiter aus der Behörde zu entfernen, auf heftige Kritik aus der SPD stößt.

Die Erinnerung an das zu unrecht Geschehene sollte uns und besonders unseren Jüngeren, den Schülern, stets als Mahnung und Warnung dienen, wie kostbar die Freiheit ist.

Auch wenn  Honecker glaubte, den Sozialismus halte weder Ochs noch Esel auf und die „Mauer“ habe eine Dauer von 100 Jahren, so dürfen wir alle froh sein, dass beides nicht eingetreten ist.

 Und wir freuen uns in besonderem Maße, von Ihnen, Herr Krawczyk, einem authentischen Zeitzeugen, zu  hören, wie Sie die damalige Zeit ganz persönlich erlebt und künstlerisch verarbeitet haben.