Start Archiv - Rund um die Schule Begrüßungsrede des Schulleiters anlässlich der Autorenlesung Franz Josef Jungs
Begrüßungsrede des Schulleiters anlässlich der Autorenlesung Franz Josef Jungs PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Karl-Heinz Drollinger   
Donnerstag, den 17. Februar 2011 um 21:43 Uhr

Anlässlich des Besuchs Franz Josef Jungs an der der Rheingauschule zur Vorstellung seines Buches "Die letzten Tage der Teilung" hielt unser Schulleiter Karl-Heinz Drollinger folgende Begrüßungsrede.

Jung2Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie ganz herzlich hier in der Aula der Rheingauschule. Und ich begrüße ganz herzlich den ehemaligen Verteidigungsminister und heutigen Bundestagsabgeordneten, Herrn Dr. Jung. Hier in dieser Aula legten Sie, lieber Herr Dr. Jung, vor 43 Jahren Ihr Abitur ab, das die hier versammelten jungen Damen und Herren in wenigen Wochen noch vor sich haben. Schon früh waren Sie an der Politik und politischen Themen interessiert, wie Sie in Ihrem jüngsten Buch zum Ausdruck bringen:

„Ich gehörte, Jahrgang 1949, geboren in Erbach im Rheingau, zu denjenigen, die schon mit der Teilung aufwuchsen. Mir war früh bewusst, dass die Geschichte uns auf die Sonnenseite des geteilten Deutschland gesetzt hatte. Der erste Blick auf die Schattenseite bleibt mir unvergesslich, wie ich als Schüler einmal in Berlin auf dem berühmten Holzpodest vor dem Potsdamer Platz auf die Ostseite hinübersah und dort eine wahre Einöde erblickte. Dieses Podest war nach dem Mauerbau von 1961 auf Westseite errichtet worden, um nach „drüben“, wo die SED-Diktatur ihre Bürger regelrecht einsperrte, einen Blick zu erhaschen“.

Ein Blick in Ihren damaligen Deutschabituraufsatz unterstreicht dies eindringlich, wenn Sie sich zu der Frage äußern, inwiefern die europäischen Integrationsbemühungen die  Folgen der Katastrophe von 1945 überwinden. Sie gelangen hierbei zu dem Resultat, dass das Erstarken Chinas zu einer dritten Weltmacht dazu führen könne, dass sich die USA und die damalige UdSSR verbinden könnten, und „dass dann der ‚Eiserne Vorhang’ Europas ebenfalls fällt und Europa noch mehr an Bedeutung gewinnen kann.“ Und abschließend stellen Sie in Bezug auf Churchill fest: „Europa muß sich vereinigen oder es wird untergehen.“

Und an einer wichtigen Etappe dieses Einigungsprozesses, nämlich der Überwindung der deutschen Teilung, waren Sie vor gut 20 Jahren als  Generalsekretär der hessischen CDU maßgeblich beteiligt. Sie waren nicht nur wie die Älteren unter uns 1989/90 Augenzeuge, sondern aktiver Mitgestalter der dramatischen Veränderungen in Deutschland. In klaren, unmisssverständlichen Worten legen Sie dar, wie Sie von Anfang an an die deutsche Einheit und die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft glaubten, im Gegensatz zu einem Joschka Fischer, einem Otto Schily, einem Hans Eichel oder einer Heidemarie Wieczorek-Zeul. Alle Bestrebungen einer sozialistischen oder eigenständigen Gesellschaftsform der DDR lehnten Sie konsequent ab.

Gemeinsam mit Helmut Kohl, der schon jetzt als Kanzler der Einheit in die Nachkriegsgeschichte eingegangen ist, betrieben Sie unbeirrbar und vom festen Willen geleitet diesen Einigungsprozess und waren maßgeblich am Aufbau der „Allianz für Deutschland“ beteiligt, dem Bündnis christlich-demokratischer Parteien, das die freien Volkskammerwahlen in der DDR am 18. März so überraschend gewann. Ohne diesen Wahlsieg hätte es, so Ihr Resümee, die Wiedervereinigung nicht gegeben.

Bei Ihrer Buchvorstellung im Herbst des vergangenen Jahres, an der auch Helmut Kohl teilnahm, würdigte dieser eindrucksvoll Ihren historischen Beitrag und dankte Ihnen dafür, dass  Sie sich „nicht in den Weinberg zurückzogen“, sondern dieses Buch verfassten, das eine Zeitspanne umfasst, die zu den „spannendsten, bewegendsten  und glücklichsten“ Ihres Lebens gehört.

Ich danke Ihnen nochmals für Ihr Kommen und wünsche uns nun einen erlebnisreichen Vormittag und interessante Einblicke und Diskussionen.

Karl-Heinz Drollinger

link-iconNachlese: Besuch des ehemaligen Verteidigungsministers Jung an der Rheingauschule