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Hörbuch "die Schatzinsel" in der Rheingauschule vorgestellt PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wiesbadener Kurier   
Dienstag, den 27. September 2016 um 10:13 Uhr

Möwen schreien, Donner grollen, ein Sturm peitscht um die Ohren und bringt das Holz zum Knarren. „Nette Bucht hier“, erklingt die raue Stimme eines Mannes, der beschließt, sich für ein Weilchen im Gasthaus „Admiral Benhow“ einzuquartieren. „Das ist der Ankerplatz für mich.“ Gespannt sitzen 170 Schüler der 6. und 7. Klassen in der Aula der Rheingauschule und lauschen der aktuellen Hörbuchversion des Jugendromanklassikers „Die Schatzinsel“. Dort begab sich am Freitagvormittag Heiner Boehncke, künstlerischer Leiter des Rheingau Literatur Festivals, zusammen mit den Kindern auf die spannende Suche nach dem Schatz des berüchtigten Piraten Captain Flint.Pressegeist

Sturm aus dem Geräusche-Archiv
„Ihr wisst sicher alle, was eine Schatzinsel ist?“, will Boehncke von den Schülern wissen. „Die Insel, um die es heute geht, hat es nämlich tatsächlich gegeben – und der Schatz auf dieser Insel ist bis heute nicht gefunden worden.“ Gemeint ist die spanische Kokos-Insel im Pazifischen Ozean, fünf Kilometer westlich von Costa Rica. „Eine schreckliche Insel voller Ratten.“ Der Autor des Romans, Robert Louis Stevenson, habe zeit seines Lebens unter Atemnot und Tuberkulose gelitten. „Ein armer Kerl, das Schreiben hat ihm bei seinem Kampf geholfen.“

Wie wird nun aus einem Roman ein Hörspiel? „Rainer, wir brauchen mal einen anständigen Sturm“, gibt Boehncke das Startsignal und Rainer Gülk, der bei hr2-Kultur unter anderem für Lesungen zuständig ist, greift in die Tasten seines Laptops. Aus dem Geräusche-Archiv ertönt ein brausender Sturm, der die unwirtliche Situation in der Bucht vor dem inneren Auge entstehen lässt. „Geräusche und Musik spielen eine große Rolle, damit Atmosphäre entsteht“, erklärt Boehncke, der am Vormittag zur Höchstform auflief, sich gut gelaunt mit den Kindern unterhielt und die Entstehungsgeschichte der Schatzinsel um den schottischen Schriftsteller Robert Louis Stevenson selbst zu einem spannenden Hörerlebnis machte. „Der Regisseur muss dann wie ein Dirigent den eingesprochenen Text mit Geräuschen zusammenmischen.“

Das Buch gelesen haben nur wenige Schüler. Umso mehr freute sich Maria Brachtendorf über das Angebot des Rheingau Literatur Festivals, das Hörbuch an der Schule vorzustellen. „Hörspiele sind nicht zu unterschätzen“, betont die Deutsch- und Musiklehrerin, die am Gymnasium für die Leseförderung zuständig ist, „die Schüler kommen dadurch zum Lesen.“ Das können Anna und Emily nur bestätigen. Die beiden Freundinnen besuchen zusammen die 6. Klasse und wollen die spannende Abenteuergeschichte unbedingt auch als Buch lesen. „Ich finde Jim und die Piraten richtig cool“, erzählt Anna und ist gespannt, was es mit dem einbeinigen Piraten auf sich hat. „Es macht Spaß zuzuhören“, findet auch Emily, den Unterschied zwischen dem Hörspiel und den Erzählungen Boehnckes habe sie fast gar nicht bemerkt.

„Das Hörspiel schien tot, ist jetzt aber wieder sehr beliebt“, erklärt Heiner Boehncke und kommt ins Schwärmen. „Gute Hörspiele finde ich großartig“, besonders wenn es sich um die Neuvertonung eines der erfolgreichsten Jugendbuchklassiker der Welt handelt, unter anderem mit Tatortkommissar Udo Wachtveitl als griesgrämiger Seemann William Bones.

Wiesbadener Kurier vom 24.9.2016