Die Zeugnisse sind ausgeteilt, die Schüler des Rheingaugymnasiums sind in die Sommerferien entlassen. Auch der Chef des Rheingauer Traditionsgymnasiums Karl-Heinz Drollinger verlässt die Schule. Aber nicht, um Ende August für ein weiteres Jahr die Geschicke seiner Rheingauschule zu leiten, sondern um in den Ruhestand einzutreten. Aus der Aula dringt der Sound der Big Band, zur Verabschiedung des Rektors, der vierzehneinhalb Jahre den Takt am Gymnasium vorgab.
Die Gästeliste ist lang: In der Aula haben sich das Lehrerkollegium, Mitarbeiter, Weggefährten, Vertreter aus Politik und Schulamt, Ehemalige, Freunde und die Familie versammelt. Mit Gruß- und Dankesworten, persönlichen Rückblicken und Erinnerungen an gemeinsame Jahre zeigten die Redner ihre Wertschätzung, mit musikalischen und künstlerischen Beiträgen machten die Kollegen ihre Aufwartung, um dem Oberstudiendirektor einen gebührenden Abschied zu bereiten.
Ein offenes Ohr für Schüler, Eltern und Kollegen Der stellvertretende Schulleiter Lars Jügler schilderte in humorvoller Weise den Werdegang des 1951 in Fritzlar geborenen Karl-Heinz Drollinger mit Stationen seines Lehrerlebens und gab einen Rückblick auf vierzehneinhalb Jahre Rheingauschule. In dieser Zeit stellte sich Drollinger den Herausforderungen der Bildungspolitik und den Höhen und Tiefen einer sich ständig wandelnden Schullandschaft. Lars Jügler attestierte seinem Chef eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit. Er habe ein positives Betriebsklima geschaffen und immer ein offenes Ohr gehabt für Schüler, Eltern und Kollegen. Das von Karl-Heinz Drollinger mit verfasste Musical „Mephisto“, das am Vorabend aufgeführt worden war, zeige, wie agil der Chef auch am Ende seiner Amtszeit sei.
Aus den Händen von Schulamtsdirektorin Waltraud Hofmann erhielt Drollinger die Entlassungsurkunde in den Ruhestand. Sie erinnerte an das positive Zusammenspiel von Schulaufsicht und Schule, beschrieb den Schulleiter als souverän agierend, zielbewusst, präzise und humorvoll. Neben den Vorzügen eines engagierten Pädagogen habe er die Schulgemeinde immer mitgenommen und den Auftrag, aus Schülern junge, gereifte Menschen zu machen, vorbildlich umgesetzt.
Die Rheingauschule habe eine bewegte Zeit hinter sich gebracht, so Landrat Burkhard Albers, der an die Wettbewerbssituation der drei Rheingauer Gymnasien Rheingauschule, St. Ursula und Eltville erinnerte. Karl-Heinz Drollinger habe den Stier bei den Hörnern gepackt und ganz nach dem Wahlspruch seines Gymnasiums „Der Geist des Rheingaus“, eine eigene Schule mit hohem Anspruch entwickelt. Als Beispiel nannte er den Verbleib bei der achtjährigen Gymnasialzeit, die Ganztagsklasse, die pädagogische Mittagsbetreuung und die Festigung des Schulprofils.
„Unsere Schule ist zu einer Glanzperle des Rheingaus geworden“, versicherte Lehrerkollegin Cornelia Ostermann, die in Erinnerungen an die gemeinsame pädagogische Arbeit schwelgte. Neben seinen Verdiensten gelte auch den drei Frauen im Leben des Karl-Heinz Drollinger, seiner Ehefrau und den beiden Töchtern, für ihre Unterstützung besonderer Dank, versicherte die Rednerin.
Mehr Zeit für Enkelkinder und andere Hobbys Als stolzer Großvater kann Drollinger sich nun seinen beiden Enkelkindern widmen und seinen vielfältigen Hobbys frönen. Bevor die ganze Aula als Abschiedschor fungierte: „Dich gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder“, machte die Abschiedsrede des als glänzender Redner allseits geschätzten Schulleiters alle Ehre. Sie wurde mit lang anhaltendem, stehenden Applaus belohnt.
Wiesbadener Kurier vom 16.7.2016
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