118 Rheingau-Schüler beendeten Schulzeit festlich / 18 Abiturienten waren besser als „gut“ „Mit dem bestandenen Abitur stehen uns nun zahlreiche Möglichkeiten offen. Wir erhalten den Universalschlüssel für alle Türen des Berufslebens“, so die Sprecher des diesjährigen Abiturjahrgangs der Rheingauschule, Luca Peranni und Lisa Hinrichsen, am vergangenen Freitag bei der festlichen Abiturfeier. Diese Feier gehört zu den letzten Treffen mit langjährigen Mitschülern, bevor sie sich in alle Himmelsrichtungen verteilen.
„Wenn wir heute das Schulgebäude mit dem Abiturzeugnis in der Hand verlassen, werden wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge darauf zurückblicken. Die meisten von uns werden die Zeit hier in guter Erinnerung behalten und sich gerne daran zurückerinnern. Ein erster großer, bedeutungsvoller Lebensabschnitt geht mit dem heutigen Tag zu Ende“, so die beiden Jahrgangssprecher. Für manche der 118 Abiturienten sei der Weg steiniger gewesen als für andere. „Dennoch können wir alle nur bestätigen, was wir zu Beginn der Oberstufe als Broschüre erhalten haben: „Abitur in Hessen – Ein guter Weg“, so die Schüler. Für keinen sei die Schulzeit ausnahmslos von Freuden und Erfolg gepflastert gewesen: „Immer wieder wurden wir mit Rückschlagen, Misserfolgen, Enttäuschungen und Problemen konfrontiert. Wir haben Fehler begangen, daraus gelernt und weitergemacht. Unterstützt wurden wir dabei von kompetenten Lehrern, auf der Zielgerade insbesondere von unseren Tutoren. Einen großen Dank an Sie“, erklärten Luca und Lisa. Die Lehrer hätten die Schüler auch „auf den härtesten Durststrecken“ nicht aufgegeben und seien selbst an den scheinbar lernresistentesten Schülern im Jahrgang nicht gescheitert: „Ihnen haben wir es zu verdanken, dass wir heute Abend die allgemeine Hochschulreife erhalten“. Ein besonderes Dankeschön ging aber auch an die Familien und Freunde, die den jungen Menschen den Rücken gestärkt hatten, wenn es Probleme in der Schule gab. „Diese bleiben schließlich nicht aus, wenn wir stets mit neuen mathematischen Problemen belästigt werden, unsere Faulheit vorgehalten bekommen, oder vor die wohl größte Herausforderungen für alle Schüler gestellt werden- einen Berg von Hausaufgaben zu bewältigen, eine Liste an Klausuren und Tests abzuarbeiten, Abgabetermine für Referate einzuhalten und das alles mit dem Privatleben und der eigenen Freizeit unter einen Hut zu bringen“, so die beiden Jahrgangssprecher. Doch letztlich habe genau das die Schüler zu Abiturienten geformt: „Wir sind daran gewachsen, haben unsere Stärken und Schwächen erkannt und mit den uns aufgezeigten Gaben, wie wir soeben im Gottesdienst erfahren haben, gelernt, fast jedes Problem zu bewältigen“.
Die Jahre an der Rheingauschule hätten die Abiturienten auch gelehrt, nicht alles immer vor sich herzuschieben und „auf den letzten Drücker“ zu erledigen, sondern Probleme sofort anzugehen. „Fehler und Rückschläge sind dabei weder unvermeidbar noch schlimm. Aus ihnen lernt man, sie bringen uns voran“, resümierten die ehemaligen Schüler. Mit dem Abitur in der Hand stehe man jetzt vor neuen Herausforderungen. „Wir müssen jetzt selbst Verantwortung übernehmen und eigene Entscheidungen treffen, wie Studium oder Ausbildung, BWL, Jura oder doch Medizin?“
Am Beginn dieses neuen Abschnittes erinnerten Lisa und Luca auch an die Anfänge der Schulzeit: „Bei der Einschulung damals waren wir nervös, eingeschüchtert, ängstlich und gleichzeitig gespannt auf das, was uns erwartet. Heute Abend wird diese Palette an Gefühlen von einer weiteren Emotion ergänzt: Traurigkeit“. Man sei zwar froh, die Schule heil, „bis auf ein paar kleine Kratzer, doch ohne gravierende Blessuren“, erfolgreich abgeschlossen zu haben und natürlich auch aufgeregt, endlich das Zeugnis in der Hand halten zu dürfen. Man sei zwar gespannt, was die Zukunft so bringe, wo die Wege hinführen und ob alles so laufen wird, wie man es plane, sich vorstelle und erhoffe. „Dennoch bleibt da dieses Gefühl der Traurigkeit, des Abschied Nehmens. Wir verabschieden uns von den Lehrern, die uns unterstützt haben und auch bei außerschulischen Problemen zur Seite standen, denen wir also mehr zu verdanken haben als unseren bisher höchsten akademischen Titel: „Abiturient“. Und von vielen unserer Freunde, die wir sonst täglich gesehen haben. Bedenkt man, wie viel Zeit wir hier in diesen Gebäuden verbracht, wie viel Kraft wir in unsere Arbeiten investiert haben, dass so manche Träne hier geflossen ist und Streitigkeiten ausgetragen wurden, kann man sagen, wir nehmen Abschied von einem zweiten Zuhause, von einer zweiten riesigen Familie, zu der wir als Jahrgang in den letzten zwei Jahren, ganz besonders in den letzten Wochen, zusammengewachsen sind“, so die Abiturienten. Wie bei einst der Einschulung, dem Wechsel vom Kindergarten- zum Grundschulkind, vom behüteten Kindergarten- zum Schulalltag, schreite man nun in den noch unbekannten Alltag eines Studenten, Auszubildenden oder Angestellten. Wie jeder Wandel, bringe auch dieser neue Herausforderungen und werde sie vor zahlreiche neue Probleme stellen. „Von den anfangs bestimmt 100 Problemen, bleiben heute noch 99, bei deren Bewältigung wir unseren Mitabsolventen alles Gute, viel Glück und viel Erfolg auf den Weg geben wollen. Auf uns und eine grandiose, erfolgreiche Zukunft“, so Luca Peranni und Lisa Hinrichsen.
„Es war ein schönes Erlebnis, als am Tag der Bekanntgabe der schriftlichen Abiturergebnisse ein Jubelschrei durch die Aula erklang, der seines Gleichen suchte, als Herr Jügler verkündete, dass keiner 0 Punkte geschrieben hat. Damit, so schien mir, war ein Teil Eures Mottos zutreffend, dass das ABI Euch keine besonderen Probleme bereitete, zumindest den meisten von Euch. Denn Euer Motto lautet: „I"ve Got 99 Problems...But ABI" Ain"t One“”, hielt Schulleiter Karl Heinz Drollinger in seiner Abschiedsrede für den Jahrgang 2015 fest. Die Abiturienten hätten durchaus erkannt, dass jetzt eine eigentlich schöne Phase, die Schulzeit, ihr Ende findet und der Ernst des Lebens beginnt oder mit den Worten der Abiturienten, die „99 problems“. „Jetzt geht"s los, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich müssen wichtige, erste Entscheidungen getroffen werden und nicht nur für einen Beruf oder ein Studium“, meinte Drollinger. Was bleibe, sei die Erinnerung an einen großen, durchaus angenehmen Jahrgang mit 118 Abiturienten im Jahre 170 des Bestehens der Rheingauschule. „Und zwar mit vielen besonderen Einzelpersönlichkeiten, dem es zwar angesichts seiner Größe nicht immer gelang, den notwendigen Zusammenhalt zu erreichen, der aber stets freundlich, höflich, vertrauensvoll und respektvoll mit sich und mit uns Lehrern umgegangen ist. Uns verlässt ein Jahrgang, der mit kritischer Kompetenz seine 99 Probleme sieht, aber mit dem Abi und der Schule sich und uns eben keine wesentlichen bereitete“, so der Schulleiter. Er lobte den Jahrgang auch für sein besonderes großes Engagement im schulischen Leben und hob die Leistungen der Schulsprecher Leyla Ergen, Ricarda Fillhardt, Jule Grebert, Jessica Jung, Luca Peranni, Onno Söling, des Schulsanitätsdienst Toivo Franzki, Majvie Menth, Michelle Michel, Matthias Plath, Stavros Strogilakis, Leonie Burkhard, der Theaterspieler Ricarda Fillhardt, Sören Janzer, Yannick Kilian, Maike Latter, Michelle Lill, Franziska Noak, Kai Pflüger, Sophie Sedo, Stavros Strogilakis, Projektleiter Hannes Wolf und Cheyenne Becker und Musiker der Big Band Felix Magnus, Patrick Schmidt, Onno Söling und Iris Wünsch hervor.
Humorvoll und hintergründig war auch die Ansprache der Lehrervertreter Henny von Ingelheim und Timo Schweigert: „Mit eurem Abitur verlasst ihr nun die „Kleinstadt Rheingauschule“. Ihr habt den Weg durch die Stadt trotz der 99 Probleme erfolgreich gemeistert. Dies ist bestimmt der Lohn von harter Arbeit und intensivem Lernen in den letzten Wochen und Monaten“. Einen großen Anteil hätten natürlich auch die Eltern, die diesen Weg mit begleitet haben. „Bestimmt hat aber auch dazu beigetragen, dass ihr ein Teil der „Kleinstadt Rheingauschule“ oder ein Teil der „Kleinstadt Abiturjahrgang 2015“ wart. Und in diesem Teil hatte jeder von euch und uns lustige und schöne Momente, die diesen Weg ebenso geprägt haben wie die erwähnten Probleme“, so die beiden Lehrer. Mit all diesen lustigen und schönen Momenten, aber auch mit den 99 hoffentlich gelösten Problemen, seien die Abiturienten jetzt am „Stadtrand der Rheingauschule“ angekommen: „Der Anteil der Rheingauschule an eurer Erziehung findet damit ein Ende. Ihr werdet nun in andere, größere „Städte“ ziehen und euch in neuen Gemeinschaften organisieren müssen. Ihr werdet dann neue Probleme meistern müssen und viele neue Eindrücke sammeln. Und wir sind uns sicher, dass ihr auf eurem Weg durch die neue Stadt auch an die erwähnten Probleme und Erinnerungen zurückdenkt und diese euch bei der Gestaltung eures Weges helfen“.
Umrahmt hatten die Musiker aus dem Jahrgang die Feier mit sehr eindrucksvollen Liedern. Außerdem war die akademische Feier auch der richtige Rahmen für besondere Auszeichnungen: 18 der 118 Schüler hatten das Abitur besser als „gut“ absolviert. Beste Schülerin war Jessica Jung mit der Note 1,1 im Abiturzeugnis, gefolgt von Patrick Schmidt mit der Note 1,3 und Leonie Sievers und Leon Block, die mit der Note 1,4 ihr Abitur ablegten. Besondere Auszeichnungen durften die drei besten Chemiker Leonie Sievers, Leon Block und Patrick Schmidt und der beste Mathematiker Leon Block entgegennehmen. Für den besten Physiker Lars-Hendrik Lemke gab es auch eine Ehrung. Außerdem wurde Onno Söling für sein politisches Engagement eine Auszeichnung überreicht.
Rheingau Echo vom 25.6.2015
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