„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“, der erste Hit aus der Schlager-Feuer-Parade zog alle mit. Entgegen der vorangegangenen Sommerkonzerte der Rheingauschule, bei denen drinnen wie draußen Saunatemperaturen herrschten, war es in diesem Jahr wettermäßig sehr moderat. In der Aula allerdings spielte sich eine heiße Schlager-Session ab, die die Ensembles von den Streichern (Ewa Weiser), über dem Schulorchester (Silke und Thomas Trzcinski), dem Schulchor (Maria Brachtendorf), der Big-Band (Michael Bibo), der Rock-Band (Volker Franz Strauch), der Hip-Hop-AG (Ellen Krüger), bis zu der neu formierten Lehrer-Band auf die Beine stellten.
Keine Musikklasse Vom ersten bis zum letzten Ton spürte man die Begeisterung der über 120 Musikerinnen und Musikern aus allen Jahrgängen, die den Schwung der Töne auf das Publikum übertrugen. Die Rheingauschule sei kein musikalisches Gymnasium, man habe keine Musikklasse. „Aber wir haben ganz prima Schüler, die uns ein fulminantes Konzert beschert haben“, brachte es Schulleiter Karl-Heinz Drollinger am Ende der Präsentation auf den Punkt und lobte den Eifer und das hohe Engagement der jungen Künstler. Trotz Babypause von Lehrerin Juliane Nolden, die mit der Rock-Band stets für starke Auftritte sorgt, musste auch bei diesem Konzert niemand auf den Genuss der Gruppe verzichten. Er sei zuversichtlich, dass seine Truppe ihre Sache gut mache, war Volker Franz Strauch in Vertretung der frischgebackenen Mutter überzeugt. Der Lehrer für Mathematik, Physik und Musik sollte recht behalten. Mit ihrer Hommage an Udo Jürgens spielten und sangen sich die Rock-Band-Mitglieder in die Herzen der Zuhörer. Sie waren noch „niemals in New York“, berichteten vom Sturm auf das Kuchenbüfett („Aber bitte mit Sahne“) und sagten musikalisch „Vielen Dank für die Blumen“.
Wie Marco Schubbert wechselten viele Schüler während des Konzertes die Ensembles. Auch der Achtklässler, der zunächst mit vollem Einsatz am Keyboard der Rock-Band sein Debüt gab, wirkte später als Trompeter im Orchester mit und kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Hier machen wir tolle Musik, Sie müssen sich mal die Streicher anhören bei „Take me home, country roads.“ Tatsächlich ein Genuss, sogar die hinteren Reihen der Mädels am Cello schunkelten im Takt. Nicht nur bei der Lagerfeuermusik machte das Orchester eine „gute Figur“, auch der Entertainer riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Mit dem Kasatschok und dem „Bow rock“ begründeten die Streicher-AGs ihre Karriere als Teufelsgeiger und der Schulchor packte als „Top of the world“-Ensemble die Badehose ein.
Das Publikum schwelgte mit vielen Schlager-Ohrwürmern der Vergangenheit in seliger Erinnerung und schwebte mit der Lehrer-Band zuerst „über den Wolken“, bevor ihnen ein „Bett im Kornfeld“ bereitet wurde. Völlig losgelöst von der Erde begab man sich mit Major Tom und der Big-Band auf eine ABBA-Reise zu „Dancing Queen“, „Super Trouper“, „S.O.S“ und „Waterloo“. Kleine Showeinlagen der Big-Band lösten bei „YMCA“ Bravo-Rufe aus, und die Mädels der Hip-Hop-AG lagen mit ihrer Choreografie à la „Village People“ genau richtig. Mit „99 Luftballons“ schwebte das erfrischend luftige Sommerkonzert als musikalische Zeitreise seinem Ende zu, das mit Drafi Deutschers größtem Hit von 1965 und dem aus allen Kehlen geschmetterten „Marmor, Stein und Eisen bricht“ seinen stimmungsvollen Abschluss fand.
Wiesbadener Kurier vom 20.6.2015
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