Erste Holzhackschnitzelanlage in Geisenheims Rheingauschule eingeweiht
Langsam öffnet sich der schwere Deckel des Silos. Ein Lastwagen fährt heran und kippt eine ganze Fuhre Holzhackschnitzel in das Silo. Die Lieferung ist für die Rheingauschule bestimmt. Sie heizt diesen Winter erstmals mit einer eigenen Holzhackschnitzelanlage, die jetzt offiziell eingeweiht wurde. "Für uns ist das die siebte Anlage dieser Art, aber die erste im Rheingau", sagt Theo Bernhard, technischer Geschäftsführer des Energie-Dienstleistungs-Zentrums Rheingau-Taunus (EDZ). Nach Ansicht von Landrat Burkhard Albers hat sich das EDZ für seine erste Holzhackschnitzelanlage im Rheingau einen in zweifacher Sicht besonderen Standort ausgesucht. Zum einen sei die Solarstadt Geisenheim für erneuerbare Energien sehr aufgeschlossen. Zum anderen setze die Rheingauschule schon länger auf Ökologie. "Vor einem Jahr wurde hier eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen", erinnert der Landrat.
Auf Weg zu Ökoschule
Schulleiter Karl-Heinz Drollinger sieht seine Einrichtung daher auf gutem Weg zur Ökoschule. Natürlich ist geplant, die neue Holzhackschnitzelanlage im Politik- und Erdkundeunterricht zu behandeln. Für die Schüler sei es besser, vor Ort etwas zu sehen und zu erleben, als nur theoretisch darüber zu sprechen. Der Bau der neuen Anlage, die 305700 Euro kostete, hat zweieinhalb Monate gedauert. "Trotz schwieriger Bedingungen wurden wir fristgerecht fertig", freut sich Bernhard. Die schwierigen Bedingungen ergaben sich beispielsweise durch die Tatsache, dass das Silo direkt neben der Schule liegt. Daher musste ein feuerfester Deckel her. "Eine Spezialanfertigung aus der Schweiz", erzählt der technische Geschäftsführer.
Befeuert wird die neue Anlage mit bis zu fünf Zentimeter langen Holzstückchen. Sie gelangen automatisch aus dem Silo mit einem Schubboden und über Förderschnecken in den neuen modernen Heizkessel. Hier befindet sich ein beweglicher Rost, auf dem die Holzstückchen gleichmäßig verbrannt werden. Der Heizkessel hat eine Leistung von 220 Kilowatt und versorgt zusammen mit einem Heizöl-Spitzenlastkessel die gesamte Schule. "Früher hatten wir eine Ölheizung", blickt Drollinger zurück. Der Kessel sei über 20 Jahre alt gewesen, so dass ohnehin ein Austausch nötig war.
Wie die neue Anlage im Detail funktioniert, erläutert bei der offiziellen Einweihung Dieter Erbslöh. Seiner Auskunft nach könne Holz mit einem Wasseranteil von bis zu 40 Prozent verbrannt werden. "Grünschnitt sollte nicht mitverbrannt werden, da es einen Wassergehalt von etwa 50 Prozent hat", erklärt er. Auch das zusätzliche Verbrennen von Stroh sei wegen dessen Aschenanteil nicht zu empfehlen. Die Holzhackschnitzelanlage soll also wie ihr Name schon sagt Holzhackschnitzel verbrennen. Pro Jahr sei damit eine CO2-Einsparung von rund 150 Tonnen möglich, teilt das EDZ mit.
Wiesbadener Kurier vom 6.12.2008
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