Weihnachtskonzert der Rheingauschule mit über 250 Akteuren im Geisenheimer Dom
[...] "Oh Heiland, reiß die Himmel auf" - schmettert es aus 185 jungen Kehlen. Noch hat es nicht begonnen, das große Weihnachtskonzert der Rheingauschule, auf das nicht nur die über 250 Akteure hinfiebern. Auch die Zuhörer, Eltern, Geschwister, Großeltern, freuen sich auf den ganz besonderen Hörgenuss, den das traditionelle Konzert alljährlich verspricht. Während das Publikum in den Dom strömt, haben sich die jungen Sängerinnen und Sänger im katholischen Pfarrzentrum versammelt, um sich letzte Instruktionen ihres Musiklehrers Horst Wilhelm zu holen, der seit 31 Jahren für die Gesamtleitung des Weihnachtskonzertes verantwortlich zeichnet.
"Ihr seid ganz toll, wenn ihr wollt und packt das. Auch wenn ihr jetzt im Chor lange steht, müsst ihr nicht rumwackeln", Horst Wilhelm agiert wie ein Dompteur und gibt seinen Schützlingen über das Mikrofon letzte Regieanweisungen. Ab sofort heißt es, volle Konzentration. Die alten Hasen aus den höheren Klassen, kennen sich aus. Für die Schüler des fünften Jahrganges bedeutet das Konzert eine spannende Premiere. Schließlich ist es soweit: Orchestermitglieder, Combo, Bigband und Jugendorchester haben bereits ihre Plätze vor dem Altar eingenommen, Thea Göring sitzt an der Orgel. Auch Juliane Seibert, die Nachfolgerin des im vergangenen Schuljahr pensionierten Musiklehrers Gerd Kremer, ist bereit. Auch für sie ist das Konzert eine Premiere, hat sie doch im Zusammenspiel mit Horst Wilhelm in punkto Gesamtleitung viel Verantwortung übernommen. "Macht hoch die Tür" - das Orchester setzt ein, die Türen gehen auf und singend hält der Chor Einzug in den Dom. Die Aufstellung in Neuner-Reihen klappt perfekt, jeder kennt seinen Platz auf den Podesten im Altarraum. Über 250 Mitwirkende auf engstem Raum bieten dem Publikum ein imposantes Gesamtbild. Auch die Sicht von Akteuren zum Publikum ist beeindruckend. In den Bänken, in den Gängen und auf der Empore drängen sich die Menschen. Eine festliche Atmosphäre verbreitet sich, nachdem im ersten Teil "Licht in der Dunkelheit" große Kerzen entzündet werden. Sie sind Symbole für Frieden, Glaube, Liebe und Hoffnung. "Wachet auf und macht euch bereit", lautet das Thema des Konzertabends, dessen umfangreiches Programm die ganze Bandbreite besinnlicher Adventsmusik, klassischer Weihnachtslieder, Taizè-Psalmen und spiritueller Textpassagen widerspiegelt. Bei den einfühlsam meditativen Gesängen wie "Laudate omnes gentes" und "Donna nobis pacem", überkommt ein Gänsehaut-Gefühl das Publikum, während der Chorsatz "Wachet auf und macht euch bereit" aus vielen frischen Kehlen geschmettert fast wie eine Hymne klingt. Man sieht das enorme Engagement und die unbändige Freude in den strahlenden Gesichtern der Schüler. Im Wechsel zur Musik haben die Sprecherinnen Katharina Fladung, Lena Braun, Lea-Kathlen Kühne und Götz Liebeck Lesungen vorbereitet, die teils auf die Musikbeiträge überleiten, teils die Menschen sensibilisieren sollen für Ungerechtigkeit. Die Querflötistinnen Rebecca Stutzer und Sara Weinert bezaubern genauso die Zuhörer mit ihrem leichten, fast schwerelosen Spiel der "Trisonate F-Dur" von Georg Phillip Telemann und "Cantabile, for you" von Enrico Pasini, wie die Chorsolistinnen Eva Geberth, Silvia Gietz und Musikreferendarin Silke Trzcinski mit ihrem engelsgleichen Sopran. Der volle Einsatz des perfekt abgestimmten Orchesters und das Orgelspiel von Thea Göring berühren das Publikum. Nicht nur Schulleiter Karl-Heinz Drollinger ist begeistert vom Können des Ensembles, auch das Publikum bejubelt die Akteure und spendet minutenlang Applaus im Stehen.
Wiesbadener Kurier vom 4.12.2008 |