Weihnachtsbasar der Rheingauschule zieht wieder zahlreiche Besucher an

[...] "Mama, guck mal ein Engel!", sagt das kleine Mädchen beim Weihnachtsbasar der Rheingauschule. Der Engel trägt einen weißen Pullover, einen weißen Rock und ausgeliehene Flügel. Im bürgerlichen Leben heißt er Madeleine, ist 15 Jahre alt und besucht die Klasse 10a der Rheingauschule. "Schon komisch, wenn jeder einen anschaut", meint Madeleine. Doch das nimmt sie gerne in Kauf - immerhin spielt sie Engel für den guten Zweck. Wie alle Schüler bemüht sie sich beim Basar um Geld für den Kinderschutzbund Rheingau, das Projekt "Schüler helfen Schülern" in Petoye (Westafrika), CPT - eine kirchliche Organisation gegen Kindersklaverei in Brasilien und den Förderverein Krebskranke Kinder Mainz.

Mal ganz uneigennützig aktiv zu sein, findet Madeleine gut. Als Engel bittet sie um Spenden und verschenkt Süßigkeiten. "Schenken gehört für mich an Weihnachten dazu", betont die 15-Jährige, die an der Vorweihnachtszeit stets ihre Freude hat. Auch der zwölf Jahre alte Johannes sieht die Wochen vor Heiligabend durchaus positiv. Es seien angenehme und gemütliche Tage - allerdings nur daheim. "In der Schule ist die Vorweihnachtszeit lästig", klagt er. Schließlich seien vor den Winterferien noch viele Arbeiten zu schreiben. Während Johannes erzählt, gleitet sein Blick über den Schulhof. Es ist voll. Hunderte sind wieder zum Basar gekommen, der auf die Initiative einer ehemaligen Lehrerin zurückgeht.

Betroffen vom Tod eines Schülers und der Mutter eines weiteren Schülers an Krebs hatte sie den Wunsch zu helfen und rief den Basar ins Leben. Johannes Klasse, die 7c hat dafür Schokofrüchte hergestellt. Die werden nun ebenso wie Gelee und anderes zum Verkauf angeboten. "Das mit dem Basar ist eine gute Idee. Man sollte auch anderen was Gutes tun", findet Johannes. Nadine sieht das genauso. Zusammen mit fünf anderen Mädchen hat die Elfjährige Filzanhänger gefertigt. Stolz präsentiert sie einen Engel, eine Lok und ein Pferd. Gefilzt hat die Schülerin der 5b zuvor schon einmal. "In den Herbstferien habe ich es ausprobiert", erzählt sie.

Eine Frau kommt vorbei, um die Anhänger aus der Nähe zu betrachten. Ihren Begleiter zieht es eher zu den Essenständen. Hier riecht es nach Waffeln, dort nach Glühwein - für viele Erwachsene in der Vorweihnachtszeit ein Muss. Nadine will dagegen ihren Adventskalender nicht missen. Jeden Tag ein Türchen zu öffnen, empfindet sie als eine wunderschöne Sache. Bis zum 24. Türchen hat die Elfjährige noch zwei ernsthafte weihnachtliche Probleme zu lösen. Weder weiß sie, was sie ihren Lieben schenken soll, noch hat sie einen Hauch von Idee, was sie sich selbst wünschen soll. Wenn wundert´s da, dass Nadine überzeugt ist, "dass Weihnachten auch ohne Geschenke schön wäre".

Wiesbadener Kurier vom 1.12.2008