Typisierung für Knochenmarkspenden traf auf großes Interesse.
„Mit so einem Ansturm hätten wir nicht gerechnet“, freute sich Hendrik Heider von der Fachschaft Biologie der Rheingauschule Geisenheim am Dienstagmittag angesichts der riesigen Schlange an Schülern, die sich vor dem Biologieraum gebildet hatte: 96 Schüler, darunter auch einige Lehrer, waren gekommen, um sich für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen.
„Alle 45 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch neu an Blutkrebs. Viele der Patienten, darunter zahlreiche Kinder, benötigen dringend einen passenden Stammzellspender. Je mehr potentielle Lebensspender in der DKMS registriert sind, desto größer wird die Chance ein Leben zu retten. Um die Zahl der Spender in der Datei weiter zu erhöhen, hatten wir Lehrer von der Fachschaft Biologie die Idee, gemeinsam mit den Schülern der Jahrgangsstufe 12 und 13 der Rheingauschule Geisenheim eine Registrierungsaktion hier an der Schule durchzuführen“, erklärte Henrik Heider.
Das Thema Stammzellen mit all seinen Facetten sei auch Unterrichtsgegenstand in Biologie in der Oberstufe und gerade auch deshalb würde es sich anbieten, sich mit einer solchen Aktion mit dem Thema auseinander zu setzen. „Und tatsächlich könne wir auch Leben retten“, meinte der 17-jährige Felix, der mit großem Engagement die Aktion unterstützte. Wie der Schüler der Jahrgangsstufe 12 hatten sich zahlreiche weitere gemeldet, um ehrenamtlich an ihrem freien Nachmittag trotz des bevorstehenden Abiturstress, bei der Typisierung zu helfen. 14 Schüler übernahmen die Ausfüllung der Fragebögen mit den potentiellen Spendern und reichten ihnen jeweils die beiden versiegelten Wattestäbchen, mit denen jeder Teilnehmer bei sich selbst im Mund einen Speichelprobe nahm und sie zurück in einen versiegelten Umschlag gab.
„Eine Blutprobe ist schon seit Ende der 90er Jahre nicht mehr zwingend nötig“, erklärte Martin Quarg von der DKMS den Vorgang. Er stand den Schülern beratend und helfend bei der Typisierung zur Seite. So gab es zum Beispiel Hilfe bei eventuellen Vorerkrankungen: „Menschen, die Diabetes haben, selbst schon an Krebs erkrankt waren oder Rheuma haben, dürfen leider nicht spenden“. Auch das zwar eine Registrierung schon ab 17 Jahren allein entschieden werden kann, eine Spende aber erst ab dem 18. Lebensjahr möglich sei, erläuterte er. Sichtlich beeindruckt war er von den engagierten Schülern und Lehrern an der Rheingauschule und hofft, dass das noch rheingauweit und darüber hinaus sprichwörtlich „Schule“ machen werden. „In Nordrhein-Westfalen gibt es eine feste Kooperation mit den Schulen, denn je früher sich ein möglicher Spender registrieren lässt, desto höher die Chancen für erkrankte Menschen“, erklärte Quarg, der hofft, dass solche Kooperationen auch in Hessen und anderen Bundesländern entstehen. Die DKMS gehört mit aktuelle über 2.780.000 Spender zur weltweit größten Datei. Und wie wichtig sie ist, zeigte auch die Anwesenheit von Ralf Strelow, der extra aus Naststätten zur Typisierungsaktion an die Rheingauschule gekommen war, um den Schülern über seine Erfahrungen als Spender zu berichten. „Ich hatte mich schon 1990 registrieren lassen. 2009 kam dann die Anfrage nach einer Knochenmarkspende. Meine Spende verlief völlig unkompliziert. Ich würde es heute sofort wieder tun, denn für mich ist das nur ein kleiner Eingriff, mit dem ich ein Leben retten konnte. Was mir bleibt, sind das gute Gefühl und das Wissen, genau das Richtige getan zu haben“, so Sterlow, der gerne bereit sei, Aktionen der DKMS wie die in Geisenheim zu unterstützen.
Man könne sich durchaus vorstellen, regelmäßig eine solche Typisierungsaktion durchzuführen, erklärte Hendrik Heider, der davon gehört hatte, dass dies an manchen Schulen jeder Abiturjahrgang durchführt. Ein wichtiger Aspekt ist jedoch auch die Finanzierung: „Der DKMS entstehen für die Typisierung jeder Gewebeprobe 50 Euro Kosten, die weder aus öffentlichen Mitteln noch durch die Krankenkassen erstattet werden“, erklärte Martin Quarg. Deshalb hatte man auch die Schüler, Lehrer und Eltern um finanzielle Unterstützung dieser Aktion gebeten. „Häufig werden die Kosten von den Spendern selbst getragen, doch nur wenigen Schülern ist dies möglich. Somit würden wir uns sehr über eine Geldspende in beliebiger Höhe, die übrigens steuerlich absetzbar ist, auf das DKMS Spendenkonto freuen“, lautete der Appell. Und tatsächlich gab es neben den 96 Schülern, die sich in ihrer freien Zeit registrieren ließen, auch einige großzügige Spenden, worüber man sich sehr freute. „Eine rundum gelungen Aktion“, resümierte Henrik Heider sehr zufrieden nach der Typisierung.
Rheingau Echo vom 21.2.2013
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