Podiumsdiskussion in Rheingauschule: G8 sorgt immer noch für Unmut G8 oder G9? Maximilian und Benedikt von der Rheingauschule müssen darüber nicht lange nachdenken. Die beiden Schüler, die bei der Podiumsdiskussion "Hessische Verhältnisse: Bildung und G8 - Wie geht es weiter?" die Gäste begrüßen, halten nichts von der Verkürzung der Schulzeit. "Bei G8 hat man gar keine Freizeit mehr", sagt der 14 Jahre alte Maximilian im Gespräch mit unserer Zeitung. "G8 ist einfach viel zu anstrengend", pflichtet der ein Jahr ältere Benedikt bei. Deshalb sind beide froh, den letzten G9-Jahrgang der Schule zu besuchen.
Politik aus nächster Nähe Seit den Sommerferien sind die Jungs in der neunten Klasse. Damit begann für sie auch der Wahlpflichtunterricht (WPU). Beide entschieden sich für "Politik aus nächster Nähe". "Da haben wir uns mit der Wahl in Hessen befasst", erzählt Benedikt. Irgendwann habe ihre Mitschülerin Klara eine E-Mail an die Grünen geschrieben, um Informationen aus erster Hand zu bekommen. Dass die Partei reagierte, sei für Klara und viele andere eine Überraschung gewesen, berichtet ihr Lehrer Björn Steffen. Die Rückmeldung habe in der Gruppe "Politik aus nächster Nähe" zur spontanen Idee geführt, eine Podiumsdiskussion zum Thema Bildung mit Abgeordneten aller Parteien im hessischen Landtag zu organisieren. "Die Linken sagten allerdings ab, weil sie nicht genug Leute für sowas haben", berichtet Maximilian. "Und der Vertreter der SPD wurde krank."
So sitzen bei der Veranstaltung, zu der Schüler, Eltern, Lehrer und Interessierte eingeladen waren, nur drei Politiker auf der Bühne in der Aula: Petra Müller-Klepper (CDU), Dorothea Henzler (FDP) und Frank Kaufmann (Grüne). Alle drei merken recht schnell, dass G8 nichts an Brisanz und Emotionalität eingebüßt hat - trotz der Versuche von Kultusminister Jürgen Banzer (CDU), G8 besser zu organisieren. "G8 ist eine Katastrophe", findet ein Lehrer des Eltviller Gymnasiums klare Worte. Von den Abgeordneten will er wissen: "Warum verweigert man den Gymnasien die Möglichkeit, zu G9 zurückzukehren, die es für die kooperativen Gesamtschulen gab?" Müller-Klepper und Henzler ziehen es vor, diese Frage zu überhören, während Kaufmann eingesteht, hierauf keine Antwort zu wissen. Als der Lehrer schildert, dass Banzers Veränderungen eine "Verschlimmbesserung" seien, bezeichnet die CDU-Frau die Probleme in Eltville als "Ausnahme". Dass diese Meinung offenbar von vielen nicht geteilt wird, offenbart eine empörte Geräuschkulisse.
Der Vater eines "leistungsbereiten" G8-Schülers stellt dar, wie stressig das Schulleben seines Sohnes sei. "Mir hat noch keiner recht erklären können, wofür das eingesparte Jahr gut ist", betont er. In der Aula brandet langer Applaus auf.
"Es gibt kein Zurück" Die Abgeordneten nutzen die Chance nicht, ausführlich die Vorteile von G8 herauszustellen. "Bei G8 wird es kein Zurückdrehen geben", versichert dafür Müller-Klepper. Henzler signalisiert klar, dass sie prinzipiell hinter der Verkürzung stehe. Die Idee sei gut, allerdings die Umsetzung inakzeptabel. Dem kann sich Kaufmann anschließen. Er erinnert daran, dass Experten von Anfang an gewarnt hätten.
Aus der Diskussion nehmen die Politiker mit, dass G8 weiterhin Thema ist. Verbesserungen werden von Schülern, Eltern und Lehrern aber auch in vielen anderen Punkten gefordert. Erwähnt seien beispielsweise die Stichworte Lehrermangel und zu große Klassen.
Wiesbadener Kurier vom 15.11.2008 |