Rheingauschule verlagert PKW-Verkehr komplett aus dem Bereich der Schulgebäude.
Die Sommerferien sind bald zu Ende und auch die Erneuerung und Neugestaltung der Dr. Schramm-Straße zur Rheingauschule sind bald abgeschlossen. Der Rheingau-Taunus-Kreis als Bauherr hat hier in den vergangenen Wochen umfassende Maßnahmen durchgeführt und rund 700 000 Euro investiert, die den PKW-Verkehr ganz aus dem Bereich der Schulgebäude des ältesten Gymnasiums im Rheingau ausgliedern und das Gelände in einen geschlossenen Campus verwandeln werden. "Die Umgestaltung der Dr. Schramm-Straße und des Außengeländes zwischen West- und Hauptgebäude ist eine deutliche Aufwertung für das Rheingaugymnasium", freut sich Schulleiter Karl-Heinz Drollinger. Wenn also in zwei Wochen die mehr als 130 neuen Schüler der fünften Jahrgangsstufe in fünf Klassen begrüßt werden, können sie ohne jegliche Gefahr durch Autoverkehr vom alten Schulgebäude zum neuen Schulkomplex, der auch die schuleigene Mensa beherbergt, wechseln. Denn in der Dr. Schramm-Straße sind Autos künftig tabu, die Straße ist jetzt nur noch bis in Höhe des früheren Bürgermeisterhauses befahrbar. Auf dem Gelände an der Einfahrt in die Straße sind durch die Umbaumaßnahmen 44 Lehrer-Parkplätze entstanden. Im weiteren Verlauf wurde die Straßenfläche in die Gestaltung eines einheitlichen Geländes zwischen Altbau und Westgebäude einbezogen und es gibt neue Wege, Sitzflächen und Bepflanzungen, die ein richtiges "Campusgelände" bilden werden, wie die Schulleitung stolz bemerkt. Zwar würden die Bauarbeiten noch bis zu den Herbstferien dauern, doch dann wäre die Aufenthaltsqualität an der Schule mit immer mehr Unterricht sowie Förder- und Betreuungsangeboten am Nachmittag für die Schüler deutlich verbessert. Das Nachmittagsangebot sei nämlich inzwischen längst schon eine eigene "Schule in der Schule" mit zahlreichen Lern-, Sport- und Freizeitangeboten, so Direktor Drollinger. Die auf großes Interesse stoßende pädagogische Nachmittagsbetreuung von 13.30 bis 15.30 Uhr kostet pro Halbjahr 50 Euro und wird mit jeweils 23 000 Euro von Land und vom Kreis unterstützt. Eine weitere Verstärkung gibt es durch zwei Schulsozialarbeiter mit 60 Arbeitsstunden.
Und nicht nur fünf neue Eingangsklassen gibt es an der Rheingauschule nach den Sommerferien: Rekordzahlen wird es auch in der Oberstufe geben, weil gleich zwei Jahrgänge im Doppelpack in die Oberstufe wechseln: Die Zehntkläßler aus dem alten G 9-System und die Neuntkläßler aus dem neuen G 8-Modell. "Wir werden den Unterricht für 210 neue Oberstufenschüler in der Einführungsphase komplett neu organisieren müssen. Dafür wird im Jahr 2013 ein Jahrgang dann völlig wegfallen", so die Schulleitung. Allein 40 Realschüler aus Rüdesheim und Eltville hätten sich im neuen Schuljahr für die Oberstufe angemeldet. Wie schon im letzten Jahr wird es für sie eine eigene Klasse geben, um besser auf die Bedürfnisse und Defizite der Realschüler einzugehen. Insgesamt werden das Rheingau-Gymnasium also im neuen Schuljahr fast 1000 Schüler besuchen.
Man freue sich aber auch, daß der Rheingauschule, die auch Ausbildungsschule für Referendare ist, bis zu zehn neue Lehrer zugesagt worden seien. "Bedarf besteht vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern", so Drollinger.
Und groß ist der Freude natürlich auch über den neuen, bald fertig gestellten Campus der Rheingauschule. "Der Grundstein für die neue Gestaltung der Freianlagen zwischen dem alten Gebäude der Rheingauschule und dem Westgebäude wurde von der extra dafür gegründeten Arbeitsgruppe Schulgrundstück und -gebäude im Jahre 2002 entwickelt", so Drollinger. Dieser Arbeitsgruppe gehören auch Schüler an, die ihre Ideen einbringen konnten. Einige der Ideen seien jetzt in der Ausführung der Baumaßnahme bereits umgesetzt worden, informierte Matthias Merbach vom Rüdesheimer Büro Jäger & Merbach Architekten, das den Auftrag für diese Freianlagengestaltung bei der Ausschreibung der Architektenleistungen Anfang 2009 gewinnen konnte. "Ziel des Entwurfsgedankens war die Verlagerung des PKW-Verkehrs heraus aus dem Bereich der Schulgebäude, um diesen von den Schülerströmen, die sich zwischen den Schulgebäuden hin und her bewegen, zu trennen", so Merbach. Der neue PKW-Stellplatz befindet sich jetzt am nördlichen Rand der Anlage direkt an der Rüdesheimer Straße, der Bereich davor diene als "Drop & Pickup Platz" , wo die Schüler von ihren "Chauffeuren" abgesetzt oder abgeholt werden sollen, ohne daß bei diesem Vorgang der übrige Verkehr behindert wird. "Der Parkplatz wurde so in das Gelände plaziert, daß er optisch durch die Bepflanzung abgeschirmt, weder von der Rüdesheimer Straße, noch vom Schulgelände aus sichtbar sein wird", so Merbach.
Die alte Bruchsteinmauer, die bisher von Norden nach Süden verlief, haben die Architekten und Bauleiter als ein trennendes Element erkannt und abgebrochen: "Wir haben sie in neuer Wellenform vor dem neuen Parkplatz wieder aufgebaut. Mit Nischen und Winkeln sollen sie Steingartengewächse und Eidechsen zum Ansiedeln einladen, aber die Schüler auch zum Sitzen und Klönen".
Nach Süden hin wandelt sich die Anlage in ein Campusgelände mit Park und bietet ein halbrundes Sitzelement mit rund 80 Plätzen, ähnlich wie ein Amphitheater aus Bruchsteinen. "Dort kann dann auch Freiluftunterricht abgehalten werden", kommentiert Merbach diese Idee, die aus den Reihen der Schüler kam. Vor dem Westgebäude wurde eine Terrassenfläche hergestellt, die mit Sitzgarnituren ausgestattet zu einer angenehmen Essenpause vor der Mensa einlädt. In der warmen Jahreszeit soll diese Fläche mit einem schattenspendenden Sonnensegel versehen werden. "Der zentrale kreisrunde Platz mit 20 Metern Durchmesser bildet die Drehscheibe der davon abgehenden Wegeverbindungen in alle Richtungen zwischen den Gebäuden", so Merbach. Man habe immer die direkten Verbindungen gewählt: "Die Erfahrung hat gezeigt, das die Kiddys immer den kürzesten Weg, völlig unabhängig von seiner Oberflächenbeschaffenheit, wählen". Bei der Ausgestaltung des Platzes seien auch die Kunstunterrichtskurse mit ihren Ideen eingebunden gewesen. "Vieles haben wir wirklich umgesetzt", so der Architekt. Außerdem wurde der asphaltierte Bereich vor dem Hauptgebäude aufgebrochen und mit Pflanzflächen versehen.
Nicht außer Acht lassen durfte man bei den Planungen natürlich die Sicherheit. Die Belange der Feuerwehr mit deren erforderlicher Infrastruktur seien zur schnellen Erreichbarkeit im Notfall umgesetzt worden: "Die ehemalige Dr. Schramm-Straße wurde auf das erforderliche Maß für Rettungsfahrzeuge reduziert unter Beachtung der notwendigen Kurvenradien, Aufstellplätze, Wendeplätze und Löscheinrichtungen. Um die geforderten Überflurhydranten herrichten zu können, wurden in Zusammenarbeit mit der Stadt Geisenheim 200 Meter neue Wasserleitung auf dem Gelände verlegt". Im nächsten Bauabschnitt sollen noch die nördliche Feuerwehrzufahrt mit den daran anschließenden Hofflächen erneuert werden, bei dieser Gelegenheit würden die befestigten Flächen zugunsten der Grünflächen reduziert.
Denn im Süden des neuen Campus zum Löserweg hin soll in einem weiteren Bauabschnitt 2012 ein Tartan-Kleinsportfeld auf 44 mal 22 Metern entstehen. Hier will der Rheingau-Taunus-Kreis noch einmal 200 000 Euro investieren, vorbehaltlich der Mittelbereitstellung im Haushalt.
Dort soll es dann eine Ballfanganlage geben und mehrere Ballsportarten gespielt werden können. "Davor gelagert ist eine Laufbahn mit 65 Metern Länge mit einer Sprunggrube am Ende der Bahn.
Die gesamte Fläche des Sportfeldes wird etwas unter das Niveau eines möglichen Jahrhunderthochwassers abgesenkt, um dem Rhein eine Ausbreitungsmöglichkeit zu geben", erläutert Merbach diese weiteren Pläne. Angrenzend an das Sportfeld entstand jetzt eine Abstellfläche für 128 Fahrräder, die bewußt an den Rand der Anlage gelegt worden sei, um das Gesamtbild nicht zu beeinträchtigen. Dieser Fahrradparkplatz soll im nächsten Bauabschnitt noch mit einer Überdachung versehen werden.
Rheingau Echo vom 12.8.2010
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