Im Rheingaugymnasium in Geisenheim geben Kreis und Kurier den Startschuss für den Schulwettbewerb "Klasse Klima" • Schüler sollen bei Wettbewerb von Kreis und Kurier neue Ideen zum Energiesparen entwickeln.
Benzin, Strom, Öl und Gas werden ständig teurer. Die Nebenkosten sind längst zur zweiten Miete geworden. Der Energieverbrauch steigt weltweit. Weil sich zudem die Erde immer mehr aufheizt, drohen Stürme, Überschwemmungen und Dürren. Lässt sich da sinnvoll gegensteuern? Wenn man die Weltklimakonferenz in Kopenhagen zum Maßstab nimmt, sieht es düster aus. Dort konnte sich die Weltgemeinschaft nicht auf konkrete Schritte für die Reduzierung des klimaschädlichen Kohlendioxid einigen. Jetzt muss die Energiewende im kleineren Maßstab eingeleitet werden, zum Beispiel vom Rheingau-Taunus-Kreis. Der hat sich nicht nur vorgenommen, den CO2-Ausstoß im Kreis bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, er will auch mehr Menschen für das Thema erneuerbare Energien sensibilisieren und fängt damit in den Schulen an.
"Nehmt eure Zukunft selbst in die Hand", rief Landrat Burkhard Albers gestern bei der Auftaktveranstaltung des Schulwettbewerbs "Klasse Klima" den Oberstufenschülern der Rheingauschule in Geisenheim zu. Bei dem Wettbewerb, den der Kreis zusammen mit dem Wiesbadener Kurier ins Leben rief, sollen Schüler aller 50 Schulen im Kreis und aller Jahrgangsstufen Ideen entwickeln, wie sich der Energieverbrauch reduzieren lässt. Sie sollen nach energetischen Schwachstellen in ihrer Schule suchen oder Konzepte für eine künftige Energieversorgung zwischen Rhein und Taunus entwickeln.
Das Gymnasium in unmittelbarer Rheinnähe ist der ideale Auftaktort für den kreisweiten Schülerwettbewerb. Im Keller wurde vor zwei Jahren eine Holzhackschnitzelanlage eingebaut, die die Schule mit Wärme versorgt. Das Heizmaterial kommt nicht aus dem Nahen Osten (Öl) oder Russland (Gas), sondern aus den Taunuswäldern. Alle zwei Wochen kommt ein Lastwagen mit Holzabfällen aus dem Sägewerk vorbei und füllt den Speicher wieder auf. Auf dem Dach der Schule wurde eine Bürgersolaranlage errichtet, die Strom ins Netz einspeist und so Erträge abwirft. 1000 Euro davon will der Förderverein der Schule künftig für eine Solartankstelle zur Verfügung stellen, damit etwa Schüler dort ihre batteriebetriebenen Elektroroller aufladen können. Außerdem ist das Thema Öko-Energie seit Jahren ein Schwerpunkt im Physikunterricht.
Der Schulwettbewerb soll das Thema jetzt auch an anderen Schulen in den Mittelpunkt stellen. "Wir brauchen eure Ideen", sagte Landrat Albers den Gymnasiasten. "Ihr sollt konkrete Schritte entwickeln, wie wir dem Klimawandel begegnen und herausfinden, was jeder einzelne tun kann, damit der Energieverbrauch zurückgeht."
Kurier-Chefredakteur Stefan Schröder fühlt sich bei dem Thema an seine Anfangsjahre als Journalist erinnert. "Vor 25 Jahren habe ich für das Thema Ökoenergie recherchiert und war mit einem spritfressenden Auto 150 Kilometer unterwegs um ein Windrad, ein Solardach und einen Faulturm zu finden." Der Bericht erschien dann noch nicht mal. Inzwischen sei das Interesse an dem Thema zum Glück ungleich höher.
Aus Bayern war Energieexpertin Martina Raschke von der Bürgerstiftung Energiewende Oberland nach Geisenheim gekommen. Sie berichtete den Schülern, dass zwei Landkreise südlich von München bis 2035 energieautark werden wollen. 32 von 34 Kommunen machen bei dem Vorhaben schon mit. Auch Raschke ermunterte die Schüler, selbst mit dem Energiesparen anzufangen, indem sie etwa abends per Steckerleiste den Strom ausschalten und elektronische Geräte nicht auf Standby lassen. Raschke: "Die Bewegung muss von unten kommen."
Wiesbadener Kurier vom 5.3.2010
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