Dreitägiges Projekt für Schüler der 12. Klasse diente der Berufsorientierung.
Statt Unterricht in der Schule stand für die Unterprimaner der Rheingauschule "Spielen" auf dem Stundenplan: Zum 10. Mal veranstalteten Rheingauer Volksbank und R+V-Versicherung besondere Projekttage. 93 Schüler der Jahrgangsstufe 12 erlebten im Kundenzentrum der Bank einen ganz anderen Unterricht und ließen sich vom Planspiel "Macro" an zwei Tagen bannen. Vor dem Hintergrund, welchen Berufsweg man nach dem Abitur einschlagen wird, hatte man die zukünftigen Abiturienten zu dem Seminar in das Kundenzentrum und in ein eigens eingerichtetes Assement Center in der Rheingauschule eingeladen. Die Schüler wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und verbrachten jeweils die gleiche Zeit in der Bank und in der Schule.
In allen Gruppen wurde intensiv mit den Schülern gearbeitet. "Es ist besonders wichtig, daß wir für dieses Projekt aus der Schule herausgegangen sind, die Schüler verhalten sich hier ganz anders, weil sie die einen anderen Blickwinkel als im Schulalltag haben", meinten die begleitenden Lehrer. Dr. Christian Barth und Dorothea Weiel.
Begrüßt wurden die Schüler in der Bank von Vorstandsvorsitzenden der Rheingauer Volksbank, Paul Meuer. Er betonte, daß es ein Anliegen der Bank als regionales Institut sei, die Schule bei der Vermittlung von Kenntnissen über Wirtschaftszusammenhänge zu unterstützen. "Wir wissen von Ihren Vorgängern, daß sie hier einiges mitgenommen haben und wünschen das Ihnen auch", so Meuer.
Andreas Braun, Marketingleiter der Rheingauer Volksbank, informierte die Schüler über den Ablauf der Veranstaltung und wies darauf hin, daß solche Unterrichtseinheiten wichtig sind, da Ausbildungsstellen in der heutigen Zeit schwieriger zu finden sind. Alle Teilnehmer würden am Ende ein Zertifikat erhalten, das sie auch für Bewerbungen nutzen könnten.
"Wir setzen einen klaren Akzent auf Öffnung und wollen über den Tellerrand hinaussehen, denn hier vermittelt Ihnen Fachpersonal Wirtschaftszusammenhänge, wie sie in der Schule nicht unterrichtet werden können", so Schulleiter Karl Heinz Drollinger, der die Schüler zur engagierten Mitarbeit aufforderte.
Danach ging es mit dem eigentlichen Programm des Tages los. Das Planspiel zur marktökonomischen Simulation "Macro" erläuterten Sylvia Bytow und Mauricio Vargas und führten die Schüler in die Grundlagen des Wirtschaftsplanspiels ein. Bytow und Vargas gehören zur Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM), die das Planspiel entwickelt hat. "Der traditionelle Gemeinschaftskundeunterricht in den Schulen ist zwar geeignet ökonomische Kenntnisse zu vermitteln, aber häufig haben die Schüler Probleme, das Gelernte auf aktuelle Problemstellungen anzuwenden und auf dieser Grundlage eigene Schlüsse zu ziehen. Sie sind bei der Bewertung wirtschaftspolitischer Entscheidungen verunsichert, da ihnen das notwendige Grundverständnis und auch das analytische Instrumentarium fehlt. Deswegen sind Unterrichtsmethoden wie das Macro-Planspiel eine optimale Ergänzung zum Schulunterricht", so die Referenten. Seit einigen Jahren konzentriert sich die ASM auf die Verbesserung der ökonomischen Bildung der Schüler allgemeinbildender Gymnasien und entwickelte speziell dafür in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Baden Württemberg und Lehrern das "Marco-Planspiel" für den schulischen Gebrauch, erklärten sie. Im Austausch zwischen allen Beteiligten wurde ein Spielleiterhandbuch für die Lehrer und ein Konzept zur Gestaltung der Unterrichtsinhalte in Form "Didaktischer Einheiten" erstellt. "Der Gebrauch des Spiels als Instrument zur Vermittlung ökonomischer Grundkenntnisse und Interdependenzen hängt aber vor allem davon ab, ob sich Lehrer finden, die MACRO in ihrem Unterricht einsetzen".
Das computergestützte Spiel vermittelt Schülern in einem begrenzten Zeitrahmen umfassende volkswirtschaftliche Grundkenntnisse. Um allen Schülern diese Einblicke zu gewähren, wechselten die Gruppen an den beiden Tagen. So wurden die einzelnen Spielrunden von allen Schülern in der Bank durchgespielt. Zwei Länder mit je einer Notenbank, einer Gruppe Haushalte, einer Gruppe Unternehmen und natürlich der Regierung wurden gebildet. Die Schüler erlebten so die Auswirkungen einer Zinssenkung oder -erhöhung auf die Wirtschaft oder wie Lohnerhöhungen Preise und Konjunkturverhalten beeinträchtigen.
Alle Teilnehmer waren von dem Planspiel begeistert und mit Eifer bei der Sache. Bytow und Vargas erklärten in einer Einführung zunächst der Aufbau der Planspielwelt und die grundlegenden Zusammenhänge. Danach wurden einzelne Spielgruppen als volkswirtschaftliche Sektoren und deren wirtschaftliches Umfeld sowie die Ziele und Handlungsparameter zur Zielerreichung erläutert. Und auch die begleitenden Lehrer hatten die Möglichkeit, das Modell des Planspiels, also das zugrunde liegende Gleichungssystem, kennenzulernen.
Parallel dazu erwarteten im Assesment Center in der Rheingauschule Mitarbeiter der R+V-Versicherung und der Volksbank mit Personalleiter Andreas Hofer an der Spitze auf die Schüler, um mit ihnen wichtige Details zum Einstieg in das Berufsleben zu besprechen und zu trainieren. Dazu gehörte die Frage "Wie bewerbe ich mich richtig" und die Durchführung eines Bewerbungsgespräches. Außerdem befaßten sich mit der persönlichen Selbsteinschätzung und dem Eigenbild der Schüler. Das Verhalten beim Vorstellungsgespräch wurde von Hofer trainiert und danach die Simulation und Analyse des Gesprächs mit dem Team erarbeitet. In einem weiteren Workshop informiert ein Kundenberater der Volksbank über finanzielle Fragestellungen zum Berufseinstieg.
Rheingau Echo vom 29.1.2010
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