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Geschrieben von: Wiesbadener Kurier   
Dienstag, den 26. Mai 2009 um 17:31 Uhr

Lysistrata"Lysistrata" war letzte große Produktion von Christine Diez

Es war ein grandioser Erfolg, zu dem Christine Diez die Musik-Theater-Gruppe (MuTh) zum Abschluss ihrer rund 30-jährigen Bühnenarbeit an der Rheingauschule führte: Für die Aufführung der Aristophanes-Komödie "Lysistrata", bearbeitet als Musical, musste in Geisenheim bereits eine Zusatzvorstellung angesetzt werden. Und dann gab es zum krönenden Abschluss noch eine umjubelte Aufführung in der Berliner Partnerschule.

Die mehr als 30-köpfige Truppe ist gerade von Berlin zurückgekehrt. Es war das letzte Schulgroßprojekt von Christine Diez, die das Musical wieder mit ihrem Kollegen Horst Wilhelm inszeniert hat und damit den Ruf der MuTh weiter gefördert hat. Die Deutsch- und Musiklehrerin scheidet wie Horst Wilhelm im kommenden Jahr aus dem Schuldienst und blickt auf Produktionen zurück, die stets Aufsehen erregt haben. Brechts "Dreigroschenoper" gehörte ebenso dazu wie die leicht-lockere Beatles-Aufführung "Yellow Submarine" oder das Stegreif-Spiel nach Pirandello. Die Regisseurin hat sich nicht an vordergründigen Jugendthemen orientiert, sondern an großen Literatur- und Theatervorlagen. Dass die Jugendlichen sich mit Feuereifer in den Stoff einarbeiteten, gab ihr Recht. Noch heute sind "Ehemalige" wie Fabian Klein oder Christian Born als Licht- und Tontechniker aus alter Verbundenheit mit dabei.

Für "Lysistrata" haben die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sogar während ihrer Abi-Vorbereitungen geprobt. Viele Ferientage und Freizeitstunden wurden investiert. Die Schulorganisation sei heute so kompliziert, dass kaum noch Freiraum für solche Projekte bestehe, zumal dafür die Stundenpläne verschiedener Jahrgangsstufen unter einen Hut zu bringen sind. "Erstaunlich und großartig" bezeichnet die Regisseurin den Einsatz der Schüler, die teilweise nach zehn Unterrichtsstunden noch geprobt haben.

Herzensbildung

Den Schülern bringt die MuTh-Arbeit keine Punkte in einem Fach, ein unmittelbarer "Verwertungszusammenhang" bestehe nicht, sagt Christine Diez. Dafür ist der Zuwachs an kulturellem Wissen und Selbstvertrauen sowie und die Erkundung der eigenen Persönlichkeit nicht in Punkten auszudrücken. Und was die viel geforderte Teamarbeit als Vorbereitung fürs Berufsleben angeht, da ist die Theaterarbeit unschlagbar. Christine Diez spricht von "Herzens- und Menschenbildung". "Man muss die Menschen lieben mit all ihren unterschiedlichen Begabungen." Die Pädagogin fordert viel von sich selbst, aber auch von allen Mitwirkenden, ob vor oder hinter der Bühne. Aber sie nimmt sie immer ernst.

Wiesbadener Kurier vom 23.5.2009