Wenn Nick Kiegele für die C-Jugend des SV Johannisberg stürmt, kommt ihm seine Körperlänge zugute. Bei der Ausbildung zum DFB-Junior-Coach lernt der 14-Jährige jedoch, dass es manchmal besser ist, die Augenhöhe zu suchen. „Man sollte in die Knie gehen, wenn man mit Kindern spricht“, denn mit denen sollen die Jugendlichen schließlich umgehen in ihren Vereinen.
Nick Kiegele besitzt bislang noch keine Trainer-Erfahrung. Er kann sich aber vorstellen, als Co-Trainer zum Beispiel in der E-Jugend einen erfahrenen Übungsleiter zu unterstützen. Der Lehrgang im Rheingau-Stadion soll Voraussetzungen dafür schaffen, wobei es nicht allein um das technisch saubere Ballstoppen geht. Soziale Kompetenzen sind ebenfalls gefragt.
Präsentationen bei Schulfesten geplant Fünf Tage lang treffen sich insgesamt 24 Gymnasiasten im Alter von 14 bis 18 Jahren aus der Rheingauschule und der St.-Ursula-Schule. Am Ende sind Präsentationen geplant bei den jeweiligen Schulfesten, berichtet Lea Stettler. Als Schulsozialarbeiterin von St. Ursula koordiniert sie die Aktion mit den Lehrern Holger Stadermann und Timo Schweigert aus der Rheingauschule.
Vom Hessischen Fußballverband leitet Trainer Detlef Mikosch die Qualifizierung, der FV 08 Geisenheim stellt Bälle und Materialien. Somit sind die Rahmenbedingungen durchaus ambitioniert, aus gutem Grund: Der DFB will mit dem Konzept drohendem Mangel an ehrenamtlichen Trainern begegnen. Der Junior-Coach kann als Vorstufe dienen, um die Trainer-C-Lizenz zu erwerben.
Für die interessiert sich auch Liam Hübinger. Dieser Tage hat er schon eine komplette Trainingseinheit zusammengestellt, wobei die Zeiteinteilung wichtig ist. „Man muss sehr viel Kontakt aufnehmen, reden und erklären“, schildert der 15-jährige St.-Ursula-Schüler und Mittelfeldspieler des SV Johannisberg. Bei seinem früheren Verein in Rüdesheim hat er bereits bei den Bambini betreuend ausgeholfen.
Die angehenden Junioren-Trainer sollen zudem selbst ihre Persönlichkeit entwickeln können, erläutert Lea Stettler. Begleitend gibt es Patenschaften für sie durch die Commerzbank. Wenngleich der gedankliche Schritt vom Kunstrasen zu Bewerbertrainings und Praktika in der Bank weit ist, will Julius Eser diese Option im Auge behalten. Der Gymnasiast aus St. Ursula spielt ebenso in Johannisberg.
Keinen Unterschied dürfte es mehr bei der Akzeptanz von Jungen und Mädchen auf dem Fußballplatz geben. Sieben Gymnasiastinnen nehmen an der Ausbildung teil, eine davon ist Luzia Fischer, die Rheingauschülerin läuft bereits in der ersten Elf des 1. FFC Geisenheim auf. „Spaß statt Leistung“ lautet die Formel für den Nachwuchs, wobei Nick Kiegele bewusst ist: „Auch Kinder wollen gewinnen.“
Wiesbadener Tagblatt vom 28.7.2017
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